Alltime Classic der Kinderliteratur als ZDF-Serie

Es sind doch nur Kinder?! Nicolas Winding Refn und seine Version der „Fünf Freunde“

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Autor/in
Karsten Umlauf

Die „Fünf Freunde“ sind ähnlich wie die „Drei Fragezeichen“ ein Alltime Classic der Kinderliteratur. Auch nach dem Tod von Autorin Enid Blyton entstanden neue Geschichten. Inspiriert von den Originalen bringt das ZDF in Koproduktion mit der BBC eine Filmreihe heraus. Dafür verantwortlich ist der Däne Nicolas Winding Refn.

Liebeserklärung an die Kindheit

Nicolas Winding Refn war bisher vor allem für cineastische Horrorfilme bekannt. Die neuen „Fünf Freunde“ sollen dagegen eine Liebeserklärung an die Kindheit sein. Ohne düstere Momente kommt die aber auch nicht aus.

Jede Erzählung der „Fünf Freunde“ fängt damit an, wie sich die drei Geschwister Julian, Dick und Anne und ihre Cousine Georgina zum ersten Mal begegnen.

„Fünf Freunde - Der Fluch der Felseninsel“: Dick (Kit Rakusen), Anne (Flora Jacoby Richardson) und Julian (Elliott Rose) sitzen nebeneinander auf der Ladefläche eines Kleinlasters. Sie wirken gut gelaunt.
Dick (Kit Rakusen), Anne (Flora Jacoby Richardson) und Julian (Elliott Rose): Sie kommen in den Ferien aus London nach Dorset, um ihre Cousine George und deren Eltern zu besuchen.

Die drei besuchen ihre Tante Fanny und Onkel Quentin, einen Erfinder, an der Küste von Dorset. Das Zusammentreffen mit deren Tochter Georgina gestaltet sich erst mal angespannt

Diversität findet Platz in der Serie

Die Serie ist interessanterweise nicht ins heute versetzt, sondern sie spielt kurz vor der Erscheinungszeit der Romane, Ende der 1930er Jahre. Was Geschlechterrollen angeht, war George schon immer ziemlich modern.

„Fünf Freunde - Das Abenteuer im Nachtzug“:Gemeinsam mit Hund Timmy (Kip) läuft George (Diaana Babnicova) aus einer Holzhütte heraus. Sie trägt Schlafkleidung und Turnschuhe.
George (Diaana Babnicova) und Timmy (Kip) nehmen die Verfolgung des Mannes auf, der die Algebra-Maschine gestohlen hat.

Die Figur wird hier mit der wunderbaren Diaana Babnicova von einer Person of Colour gespielt, das zahlt zwar zusätzlich aufs Diversitätskonto ein, spielt aber ansonsten keine Rolle.

George wird schnell zum Zentrum der fünf, getragen von ihrer Abenteuerlust. Diese führt sie im ersten Fall auf die nahe Insel Kirrin Island.

Großem auf der Spur

Mittelalterliche Schätze, technische Wunderwaffen oder magische Diamanten – die fünf Freunde, die im englischen Original „Famous Five“ heißen, sind immer wieder ziemlich großen Dingen auf der Spur.

„Fünf Freunde - Der Fluch der Felseninsel“: Timmy (Kip), George (Diaana Babnicova), Anne (Flora Jacoby Richardson), Dick (Kit Rakusen) und Julian (Elliott Rose) verstecken sich hinter einer steinernen Balustrade. Die Kinder blicken zur Seite und beobachten etwas. Der Hund Timmy schaut nach vorne.
Timmy (Kip), George (Diaana Babnicova), Anne (Flora Jacoby Richardson), Dick (Kit Rakusen) und Julian (Elliott Rose): Sie sind dem zwielichtigen Antiquar Wentworth auf der Spur.

Dabei stehen sie einer Erwachsenenwelt gegenüber, die zwar noch relativ klar in gut und böse eingeteilt ist, die Kinder meistens nicht so ganz ernst nimmt, dabei aber doch relativ kindisch agiert, wie der halbseidene Antiquar Thomas Wentworth, gespielt von Game of Thrones-Star Jack Gleeson.

„Fünf Freunde - Der Fluch der Felseninsel“: Thomas Wentworth (Jack Gleeson) steht in einer Kirche und hält ein Schwert in beiden Händen. Er ist wie ein Priester gekleidet. Neben ihm steht sein Assistent Franklin Boswell (William Abadie), der einen Anzug, eine Schiebermütze und Handschuhe trägt. Beide grinsen.
Thomas Wentworth (Jack Gleeson, l.) und sein Assistent Franklin Boswell (William Abadie, r.) freuen sich über das Schwert des legendären Ritters William Marshal, das sie den Kindern abgenommen haben.

Die wabernde Synthie-Musik stellt Vieles in dieser Serie in ein David Lynch-mäßiges Zwielicht. Stellenweise bekommt sie richtig gruselige Untertöne, die politische Situation des drohenden 2. Weltkriegs spielt auch immer wieder eine Rolle.

Zielgruppe nicht eindeutig

Die „Fünf Freunde“ sind mit geschätzten 12-15 Jahren etwas älter als im Original, die eigentliche Zielgruppe scheint nicht ganz eindeutig.

„Fünf Freunde - Das Abenteuer im Nachtzug“: George (Diaana Babnicova), Julian (Elliott Rose), Dick (Kit Rakusen), Anne (Flora Jacoby Richardson) und Timmy (Kip) sitzen auf Koffern und sind umgeben von Koffern und blicken in die Kamera. Vor Dick und Anne liegt in einem geöffneten Koffer die Algebra-Maschine.
Die fünf Freunde George (Diaana Babnicova, l.), Julian (Elliott Rose, 2.v.l.), Dick (Kit Rakusen, 2.v.r.), Anne (Flora Jacoby Richardson, r.) und Timmy (Kip) erleben in „Das Abenteuer im Nachtzug“ ein Abenteuer, bei dem eine Erfindung von Georges Vater im Mittelpunkt steht.

Stellenweise erscheint Nicolas Winding Refns Serie wie eine Retro-Reflexion über die Kindheit an sich: Schriften und knallige Farben im Vorspann erinnern eher an die frühen 90er, oftmals vermittelt die Kamera mit Perspektiven von unten einen kindlichen Blick, aus dem die Welt unheimlicher wirkt als sie ist.

„Fünf Freunde - Das Abenteuer im Nachtzug“: George (Diaana Babnicova), Dick (Kit Rakusen), Julian (Elliott Rose) und Anne (Flora Jacoby Richardson) schauen von außen durch ein Sprossenfenster in einen Raum. Sie beobachten, was darin passiert.
Von links: George (Diaana Babnicova), Dick (Kit Rakusen), Julian (Elliott Rose) und Anne (Flora Jacoby Richardson): Sie machen im benachbarten Gästehaus eine interessante Entdeckung.

Sehvergnügen für die ganze Familie

Gleichzeitig stellt die Serie große Abenteuer dar, zitiert Indiana Jones und Grimms Märchen, die Ausstattung ist so liebevoll und opulent, als hätte hier jemand um die kindliche Neugier und Lebenswelt einen Goldrahmen gelegt, ohne sich aber in Nostalgie zu verlieren.

Das Ergebnis ist ein Sehvergnügen, an dem sich bestenfalls die ganze Familie beteiligt.

Fünf Freunde im ZDF: Trailer

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