Das Theaterstück „Der Reichsbürger“ ist 2018 entstanden. Seitdem ist viel geschehen, zum Beispiel eine Razzia im Reichsbürger-Milieu im Dezember 2022. Das Pfalztheater Kaiserslautern hat die Inszenierung von Linda Bockmeyer aber aufgrund des sogenannten „AfD-Geheimtreffens“ kurzfristig auf den Spielplan gesetzt.
Nur zehn Tage vor Probenbeginn bekam Bockmeyer die Anfrage vom Pfalztheater, das Ein-Personen-Stück zu inszenieren. Die Titelfigur – der Reichsbürger – ist in dem Stück ein Erzieher, „der vordergründig einen Vortrag hält zu der Frage: Fühlen wir uns als Menschen eigentlich frei?“
Im Verlauf des einstündigen Theaterabends gleite er immer weiter ab in verschwörungstheoretische Narrative, so Linda Bockmeyer: „Das Publikum muss sich beständig fragen: Wie grenze ich mich davon ab?“
Der Reichsbürger kann auch der nette Nachbar sein
Linda Bockmeyer ist es wichtig, die Titelfigur des Stücks teilweise auch sympathisch zu zeichnen. „Wir bemerken vielleicht gar nicht, wenn wir einem Reichsbürger begegnen. Es kann ein netter Nachbar sein oder eine Person aus unserer Familie.“
Es sei wichtig, Empathie für die Figur zu haben, um sich vorstellen zu können, wie man mit ihr umgehen könnte. Ideal sei es, wenn die Zuschauer während der Inszenierung überlegten, wie sie mit solch einem Menschen im wahren Leben ins Gespräch kommen und Haltung zeigen könnten.
Text von 2018 aktualisiert
„Der Reichsbürger“ wurde 2018 von Annalena und Konstantin Küspert geschrieben. Regisseurin Linda Bockmeyer war wichtig, den Text mit neueren Ereignissen anzureichern, etwa mit der Razzia im mutmaßlichen Reichsbürger-Milieu 2018.
„Die Bedrohung ist real, diese Menschen wollen unser System stürzen“, sagt sie. Dies sei mittlerweile viel mehr in der Gesellschaft angekommen, als es 2018 der Fall war. „Das mussten wir ganz dringend aufnehmen.“
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