Mafia Land Baden-Württemberg: die zweite Heimat der Mafia Clans
Die Mafia: Inbegriff für das organisierte Verbrechen, Drogenhandel, Schmuggel, Erpressung und Gewalt. Die italienische Mafia mit ihren Clans, die das organisierte Verbrechen unter sich aufteilen, ist bei uns nicht nur am bekanntesten, sondern auch und gerade in Baden-Württemberg sehr stark vertreten: Alle größeren italienischen Mafia-Clans wie "Cosa Nostra", "Camorra" oder " 'Ndrangheta" haben ihre meisten Mitglieder mutmaßlich in Baden-Württemberg.
Sandro Mattioli wurde 1975 in Heilbronn geboren und recherchiert seit Jahren zur italienischen Mafia in Deutschland. Er hat Kronzeugen und Staatsanwälte getroffen, mit Ermittlern und Angehörigen von Mafia-Opfern gesprochen.
Nicht nur Drogenhandel: Mafia-Gelder auch aus legalen Geschäften
Die Geschäfte der Mafia reichen, so Mattioli, von Drogenhandel, der von Deutschland aus in globalem Stil organisiert wird, über Falschgeld, Waffenhandel bis hin zu jeglicher Art von kriminellem Geschäft. Wichtig sei aber auch, so Mattioli weiter, dass sehr viele legale Geschäfte darunter sind: Immobilien, eine ganze Reihe von Projekten im Bereich erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft – man könne keinen Zweig ausschließen.
"Alle ungefähr 50 km sitzt in Baden-Württemberg ein Mafioso"
Gerade im Glückspielsektor – bei Online-Casinos beispielsweise – gehe es um hunderte Millionen Euro, die mit Geldwäsche gewaschen werden. Ein Beispiel dafür kommt, so Mattioli, aus der Region um Heilbronn.
Sandro Mattioli zu Gast bei SWR1 Leute Ein Heilbronner im Kampf gegen die Mafia in Deutschland
Sandro Mattioli ist Journalist und Buchautor. Er geht gegen die italienische Mafia vor, die in Deutschland bereits verwurzelt ist. Was ihn antreibt, erzählte er dem SWR.
Wo stehen wir im Kampf gegen die Mafia?
Mattioli erhebt in SWR1 Leute erneut den Vorwurf: In Baden-Württemberg habe man die Strafverfolgung der Mafia nicht so organisiert, wie man das hätte tun müssen. So habe es zum Beispiel Hinweise gegeben auf gravierende Straftaten – etwa eine große Gelddruckerei in Italien – denen man nicht nachgegangen sei. "Dass da was im Argen liegt, ist offensichtlich", sagt er.
Hat die Mafia Politik, Polizei und Behörden unterwandert?
Zwar würden Haftbefehle, die aus Italien kommen, umgesetzt, aber eigene Ermittlungen in den Strukturen vor Ort sieht Sandro Mattioli nur äußerst selten. Seine Hoffnung sei, dass Andreas Stenger, der aktuelle Präsident des Landeskriminalamts Baden-Württemberg, "die Sache sehr ernst nimmt" und dass dessen Linie im Land durchsetzbar wird, gegen die Mafia verstärkt vorzugehen.
Eine "absolute und systematische Unterwanderung" von Politik und Behörden sieht Mattioli nicht – aber die Mafia wisse sehr wohl, wie sie Kontakte aufbauen kann, um über Netzwerke "eine günstige Situation" für ihre Mitglieder zu schaffen. Ein Beispiel dafür sei der Stuttgarter Promi-Wirt Mario L., über den der SWR in seinem Podcast "Mafia Land" ausführlich berichtet - Mattioli war bei den Recherchen als Berater dabei.
True Crime Podcast | 1. Staffel MAFIA LAND - Die unglaubliche Geschichte des schwäbischen Pizzawirts Mario L.
Ermittler sind überzeugt: Mario L., nach außen erfolgreicher Gastwirt, war in BW so etwas wie der "auswärtige Arm" der Ndrangheta, der größten kriminellen Organisation der Welt.
Der deutsch-italienische Journalist Sandro Mattioli ist ein gefragter Ansprechpartner für Politik und Medien für Fragen zur italienischen Mafia. 2022 hatte Mattioli Versäumnisse bei der Bekämpfung der Mafia in Baden-Württemberg offengelegt. Seit 2012 ist er Vorsitzender des Vereins "mafianeindanke e.V." in Berlin, der sich für eine effektivere Bekämpfung organisierter Kriminalität einsetzt.