Steuerhinterziehung: Cum Ex und Corona
Birgit E. Orths ist Steuerfahnderin. Seit 20 Jahren ermittelt sie bei der Steuerfahndung in Düsseldorf. 2015 wurde sie in eine Sondereinheit beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen berufen. In ihrem Beruf bekommt sie es mit so ziemlich allem zu tun: mit dem organisierten Verbrechen, mit kriminellen Clans und findigen Steuerbetrügern. Sie ermittelte bei Cum-Ex-Deals, in Geldwäsche-Verfahren, bei den Panama Papers, bei Korruptionsvorwürfen und zuletzt beim systematischen Betrug mit Corona-Soforthilfen.
Sie hat bereits Morddrohungen erhalten, auf ihr Auto wurde ein Brandanschlag verübt. Dennoch versucht sie, positiv in die Zukunft zu sehen und sich mit diesem Wissen vor der Angst zu schützen:
»Die Täter sind hochintelligent, in welchem Bereich auch immer sie tätig sind. Dumm und dreist? Das mag ein Einzelfall sein. Die wissen genau: Wenn ich nicht mehr da bin, dann macht es ein Kollege oder eine Kollegin.«
Als Steuerfahnderin auf der Spur des Geldes
Ihre Erfahrungen hat sie aufgeschrieben und berichtet aus dem Inneren einer Ermittlungsbehörde. Dabei erzählt sie, wie es ist, durch die eigene Verwaltung behindert zu werden, berichtet von mangelhafter Ausrüstung für die Ermittlungsarbeit, fehlender Technik, aber auch vom mangelnden Erneuerungswillen der Behörden. Und davon, welch wichtige Rolle Whistleblower oft in ihren Ermittlungen spielen
»Whistleblower sind natürlich sehr wichtig. Wir würden sie auch Informanten nennen. Sie sind wichtig, um uns Hinweise zu geben aus Straftaten, die so schnell keiner sehen würde, weil sie eben über erhebliche Insiderwissen verfügen.«
Finanzexperten Dagmar und Andreas Frank | 15.9.2023 Darum ist Geldwäsche die größte Gefahr für unsere Demokratie
Für die Finanzexperten Dagmar und Andreas Frank aus Pforzheim ist eines klar: Geldwäsche ist nicht nur die größte Gefahr für die Demokratie, sie "zerstört auch die Freiheit".
In SWR1 Leute sprechen wir mit Birgit E. Orths über die Realität und die Dimension des Steuerbetrugs in Deutschland, wie die Kleinen zur Kasse gebeten und die Großen laufen gelassen werden und welche Defizite bei den Finanzbehörden die Steuerzahler Jahr für Jahr Milliarden kosten.