Gespräch

Wie Deutschland zum Exportweltmeister wurde – Jan-Otmar Hesse über sein neues Buch

Stand
Interview
Wilm Hüffer

Warum sind deutsche Produkte seit über 150 Jahren so gut, dass wir sie erfolgreich in die Welt exportieren? Der Historiker Jan-Otmar Hesse geht dieser Frage in seinem Buch „Exportweltmeister. Geschichte einer deutschen Obsession“ nach und meint: „Das geht nur, wenn die Leute, die Unternehmen, die Politik das wollen.“

Imperiale Träume

Die Politische Strategie dahinter sei historisch gewachsen und habe sich verstärkt, da durch immer neue Instrumente Exporte gefördert worden seien, so Hesse. An den Stellen, an denen es aber auch Alternativen gegeben hätte, spricht Hesse von einer „Obsession.“

Hinter dieser Obsession stecke auch eine Art „imperialer Traum“, die Welt mit seinen Produkten zu erobern, sagt Hesse: „Ende des 19. Jahrhunderts ist das auf jeden Fall so und das kommt auch immer wieder hoch. Auch in der Weimarer Republik finden wir diese Ideen, man könne nur groß sein durch seine Wirtschaft.“

Nicht alles muss exportiert werden

Von einer internationalen Arbeitsteilung würde man an verschiedenen Stellen stark profitieren und Wohlstand erzeugen, erklärt Hesse. 40 Prozent unseres Bruttoinlandproduktes würden im Export erzeugt, ein Viertel der Arbeitsplätze hingen vom Export ab.

Dennoch müsse man sich neu aufstellen und nicht alles, was in Deutschland produziert werde, auch exportieren, in der Hoffnung, man kauft uns das ab, so Hesse. Denn, wenn man „so viel exportiert und Exportüberschüsse produziert, dann heißt das nichts anderes, als dass wir mehr produzieren als wir konsumieren.“

Dieses Wachstumsmodell müsse man überdenken, wenn man weiß, „welche Investitionen im Land fehlen“, so Hesse.

Mehr Sachbücher

SWR2 lesenswert Kritik Roman Köster – Müll. Eine schmutzige Geschichte der Menschheit

Die Kehrseite von Wohlstand und Überfluss ist das, was übrigbleibt, der Abfall. Er gehört zum menschlichen Leben, nicht erst seit Beginn des Massenkonsums, sondern seit je. Davon handelt Roman Kösters Monografie „Müll. Eine schmutzige Geschichte der Menschheit“.

C.H.Beck Verlag, 422 Seiten, 29 Euro
ISBN 978-3-406-80580-6

SWR2 lesenswert Kritik SWR2

SWR2 lesenswert Kritik Norman Ohler – Der stärkste Stoff. Psychedelische Drogen: Waffe, Rauschmittel, Medikament

LSD wurde als Waffe im Kalten Krieg missbraucht, als Wundermittel zur Bewusstseinserweiterung gehypt oder als gefährliche Droge verteufelt. Norman Ohler rekonstruiert, warum „Der stärkste Stoff“ erst heute als Medikament wiederentdeckt wird.

SWR2 lesenswert Kritik SWR2

Gespräch Die Zukunft der globalen Erinnerung: Sachbuch „Gewalt und Gedächtnis“

In vielen Gesellschaften leben heute Menschen mit sehr unterschiedlichen Gewalterfahrungen zusammen, die nicht auf Ländergrenzen beschränkt sind – das mache im 21. Jahrhundert eine globale Erinnerungskultur notwendig, sagt die Autorin Mirjam Zadoff. Wichtig sei dabei ein globales Lernen voneinander, so Zadoff im Gespräch.

SWR2 am Morgen SWR2

Sachbuch „Es bleibt ja nur die unsichere Heimat Deutschland!“ – Neues Buch zum Jüdischen Leben von C. Bernd Sucher

In seinem neuen Buch skizziert Sucher ein Bild des gegenwärtigen deutschen Judentums: zwischen Erinnerungskultur und Identitätssuche, wieder aufkeimendem Antisemitismus und der Hoffnung auf die längst überfällige Akzeptanz durch die deutsche Gesellschaft.

SWR2 am Morgen SWR2

SWR2 lesenswert Kritik Susan Neiman – Links ist nicht woke

Die Philosophin Susan Neimann kritisiert den Trend zur Wokeness. Sie hält den belehrungsfreudigen Puritanismus einer sich moralisch überlegen fühlenden Elite für politisch gefährlich.

SWR2 lesenswert Kritik SWR2