Politischer Reisebericht

Wie tickt Deutschland? Hasnain Kazim sucht auf dem Fahrrad nach Antworten

Stand
Das Interview führte
Frauke Oppenberg
Interview mit
Hasnain Kazim

Der Journalist und Autor Hasnain Kazim ist mit dem Fahrrad durch Deutschland gereist, um herauszufinden, was unser Land verbindet – und hat darüber ein Buch geschrieben. „Ich wollte erkunden, was deutsche Leitkultur ist und ob ich als Deutscher mit Migrationsgeschichte Teil dieses Landes bin“, erklärt Kazim.

„Gesamtheit von Sprache, Geschichte, Kultur und Erfahrungen“

Nach der Wahl in Thüringen und Sachsen scheint klar zu sein, dass ein guter Teil der deutschen Bevölkerung verbittert und unzufrieden mit ihrer Regierung ist. Auf seiner Reise traf Kazim viele Menschen, darunter eine Frau, die früher SPD wählte und nun AfD-Anhängerin ist.

„Es wurde mir klar, dass viele AfD-Wähler nicht Rechtsextremisten sind, sondern frustriert“, sagt er. Kazim erzählt, dass persönliche Gespräche oft ganz anders verlaufen als die häufig sehr harte Kommunikation im Internet.

Am Ende seiner Reise hat er erkannt: „Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage, was uns verbindet – es ist die Gesamtheit von Sprache, Geschichte, Kultur und gemeinsamen Erfahrungen.“

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Gefahr für die Demokratie Neue Mitte-Studie 2023: Alarmierende Normalisierung von rechtsextremen Haltungen

Die Zahl derjenigen, die ein geschlossen rechtsextremes Weltbild besitzen, habe sich in den letzten zwei Jahren verdreifacht, sagt Beate Küpper, Sozialpsychologin und Mitautorin der "Mitte-Studie 2023" der Friedrich Ebert Stiftung. Das sei ein massiver Anstieg und hinzu kommen weitere zwanzig Prozent der Befragten, die sich in einem Grau-Bereich befänden, also den Aussagen der Studie weder zustimmen, sie aber auch nicht ablehnen, so die Mitautorin der Studie.
Besonders bei den Wählern der AfD sei ein rechtsextremes Weltbild sehr stark verbreitet, sodass man davon ausgehen müsse, dass die Wählerinnen und Wähler ausdrücklich das meinen und wählen was die Partei ihnen als Themen anbiete. Auch umgekehrt muss man sagen, dass die AfD die Themen vertritt, die den Einstellungen ihrer Wählerschaft entsprechen und das wären insbesondere Fremdenfeindlichkeit und Nationalchauvinismus, sagt Beate Küpper und warnt davor, die Zustimmung zur AfD als Protest anzusehen.
Zu dem eklatanten Anstieg in der Zustimmung zu rechten Haltungen meint Küpper: "Ich gehöre nicht zu denjenigen, die alarmistisch unterwegs sind, aber ehrlich gesagt, bereitet mir das Sorgen, vor allem wenn wir uns den großen Graubereich ansehen. Hier müssen wir leider sehen, dass wir es mit einer Normalisierung zu tun haben, bei der Menschen nicht mehr erschrecken, wenn sie antidemokratische Positionen hören oder sie mit Abwertung, Hass und Hetze konfrontiert sind." Die Normen der Grundwerte einer Demokratie, die auf Empathie, Akzeptanz und Toleranz beruhen, würden dadurch aufgelöst.
Politisch sei jetzt "Schutz, Einbindung und Rückendeckung für diejenigen geboten, die unmittelbar bedroht sind", fordert Küpper als Konsequenz aus der Studie. Nicht die Sorgen der sogenannten "Wutbürger" ernst nehmen, sondern die Ängste derjenigen vielen, die Sorge haben, dass ihnen die "Demokratie unter den Händen zerbröselt".

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Meinungsmache vor der Europawahl Rechtstrend der Jugend auf TikTok: Gefährlich oder nur missverstanden?

Aufgeschreckt vom Rechtstrend der Jugend, richtet vor der Europawahl so gut wie jede Partei das Auge auf die Plattform TikTok. Was steckt dahinter und was unternimmt die Politik dagegen?

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Frauke Oppenberg
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Hasnain Kazim