Mit ihrem Roman „Schneeflocken wie Feuer“ landete die bis dahin gänzlich unbekannte Elfi Conrad im Jahr 2023 einen Überraschungserfolg. Umso bemerkenswerter, als dass Conrad Jahrgang 1944 ist und bis dahin lediglich unter Pseudonym veröffentlicht hatte.
„Schneeflocken wie Feuer“ war ein Erinnerungsbuch, das mit der Schilderung eines Klassentreffens beginnt: Dora wird mit digitalisierten Fotografien konfrontiert, die einen Erinnerungsschub auslösen. Das Buch wurde als Reflexion über die Epoche der späten 1950er- und frühen 1960er-Jahre gelobt. Es ging um alte Rollenbilder, die patriarchale Gesellschaft und einen Freiheitswillen.
„Als sei alles leicht“ erzählt die Vorgeschichte dieses Romans. Dora, die Erzählerin, ist gerade erst auf die Welt gekommen. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs fliehen drei Frauen mit dem Baby aus Niederschlesien nach Westen, in Richtung Süddeutschland: Doras Mutter Ursel, Katharina, die Schwester der Mutter, und Margarete, die Großmutter.
Aus den Perspektiven dieser vier Menschen, auch aus der des Babys, erzählt Elfi Conrad eine Geschichte über Entbehrung und Selbstüberwindung. So denkt Katharina: „Stillhalten. Sich nicht rühren. Mutti und Ursel sollen nichts merken, sich keine Sorgen machen. Sie sind so lieb. Geben ihr von ihren eigenen Rationen ab, weil sie noch in der Entwicklung ist. Aber es reicht nicht. Irgendwann schläft sie ein. Träumt von einer schwarzen Gestalt. Das ist der Hungermann, der sie holen will.“
Doch dabei bleibt es nicht, das Grauen lauert überall. Die Frauen sind nicht nur den Naturgewalten, sondern auch männlicher Gewalt ausgeliefert, von der sie zwischen den Fronten hin- und hergetrieben werden. Ein beklemmender Text auf gerade einmal 120 Seiten, den Conrad auf Basis der Erzählungen ihrer Mutter geschrieben hat, wie sie im Nachwort berichtet.