Die kommunistische Diktatur in Rumänien mit all ihren Verflechtungen, Monstrositäten und Irrwitzigkeiten gehört zu den dunkel-faszinierendsten Kapiteln der europäischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Dazu tragen unter anderem auch der architektonische Ausdruck von Größenwahn in der Hauptstadt Bukarest und die Kontinuität von Machtverhältnissen bei.
All das spielt auch in die Romane der 1983 geborenen Übersetzerin und Schriftstellerin Lavinia Braniste hinein, doch erschöpft sich deren Prosa nicht in dem, was mit dem Begriff Vergangenheitsbewältigung nur unzureichend beschrieben wird. Braniste hat gleichzeitig auch die Gegenwart und die Lebenswirklichkeit junger Menschen im Blick.
„Sonia meldet sich“ war für mehrere nationale Literaturpreise nominiert und wurde in Rumänien mehrfach ausgezeichnet.
Sonia, die Protagonistin, ist um die 30 Jahre alt, arbeitet als Freiberuflerin für das Radio, betätigt sich als Bloggerin und schreibt kurze literarische Texte. Eines Tages bekommt sie von einem Regisseur das Angebot, ein Drehbuch für einen Film über die Ceausescu-Zeit zu schreiben.
Sonias Recherchen für den Film verbinden sich mit ihren persönlichen und familiären Problemen zu einem desillusionierenden Bild der rumänischen Gegenwart. Korruption, Verfall, Hoffnungslosigkeit – kein Wunder, dass Sonias Gespräche mit ihrer Therapeutin ein strukturierendes Element des Romans sind, der auf elegante Weise die Gratwanderung zwischen Komik und Ernst meistert.