Auch in der Südwest-Region ist geraubte Kunst ein großes Thema. Schließlich kann man davon ausgehen, dass bei geschätzt 600.000 von den Nazis geraubten Kulturgütern einige davon heute in baden-württembergischen und rheinland-pfälzischen Kunstsammlungen zu finden sind.
„Erstchecks“ auch im Stadtmuseum Bad Dürkheim
Hier Gerechtigkeit zu schaffen, ist spätestens seit der sogenannten Washingtoner Erklärung 1998 ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Bis allerdings geklärt ist, woher Kunstwerke stammen und welchen Weg sie wirklich genommen haben, vergehen in der Provenienzforschung nicht selten Jahre.
Dazu müssen viele Bestände auch erst einmal systematisch überprüft werden. In Rheinland-Pfalz etwa laufen seit rund drei Wochen sogenannte „Erstchecks“ im Roentgen-Museum Neuwied, Stadtmuseum Bad Dürkheim, Eifelmuseum Mayen und Erkenbert-Museum Frankenthal (Pfalz).
Hier soll erst einmal untersucht werden, ob es einen Verdacht gibt, dass es sich bei einzelnen Werken um verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter handeln könnte. Erst dann beginnt die Detailarbeit: Haben die vorherigen Besitzer das Kunstwerk freiwillig verkauft? War der Verkaufspreis damals fair oder wurde hier eine Notlage ausgenutzt?
Ausgleichszahlungen statt Rückgabe
Nicht immer läuft es darauf hinaus, dass die Objekte wieder in den Besitz der Erben zurückgehen. Wie etwa bei diesem Gemälde der Kunsthalle Karlsruhe:
Fundbüro für Kulturschätze
Dass Erben und aktuelle Besitzer überhaupt zusammenfinden, ist auch einer Art digitalem Fundbüro zu verdanken: Die Datenbank „Lost Art“ des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste bietet sowohl Institutionen als auch Privatpersonen die Möglichkeit, Funde und Suchmeldungen einzutragen.
Oft mit Erfolg, wie etwa im Fall einer Porzellansammlung des jüdischen Kunstsammlers Dr. Ernst Gallinek, heute im Badischen Landesmuseum. Sie war schon 2008 als NS-Raubgut identifiziert worden. Mithilfe der Lost Art- Datenbank konnte geklärt werden, wem die Sammlung eigentlich zustand, sodass das Museum den Erben die Sammlung offiziell abkaufen konnte.
Viele Museen haben inzwischen Dauerstellen für die Provenienzforschung eingerichtet, etwa das Landesmuseum Württemberg oder das Linden-Museum in Stuttgart.
Mit Museen zufrieden
Zu ihrem zehnjährigen Jubiläum zeigt sich Gilbert Lupfer von Deutschen Zentrum Kulturgutverluste der Deutschen Presse-Agentur gegenüber zufrieden:
Private Kunstsammler seien dagegen immer noch sehr zögerlich, sich mit der Herkunft ihrer Objekte zu beschäftigen. Das sei der einzige Bereich, so Lupfer, so sich in den letzten Jahren nichts entwickelt habe.