Aufarbeitung auch im Südwesten

Der Raubkunst auf der Spur: Zehn Jahre Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

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Autor/in
Ines Kunze
Team SWR Kultur: Autorin InesKunze

Handelt es sich bei Kunstwerken in deutschen Museen um Raubkunst? Um das zu klären, geht das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste seit mittlerweile zehn Jahren auf Spurensuche.

Auch in der Südwest-Region ist geraubte Kunst ein großes Thema. Schließlich kann man davon ausgehen, dass bei geschätzt 600.000 von den Nazis geraubten Kulturgütern einige davon heute in baden-württembergischen und rheinland-pfälzischen Kunstsammlungen zu finden sind.

„Erstchecks“ auch im Stadtmuseum Bad Dürkheim

Hier Gerechtigkeit zu schaffen, ist spätestens seit der sogenannten Washingtoner Erklärung 1998 ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Bis allerdings geklärt ist, woher Kunstwerke stammen und welchen Weg sie wirklich genommen haben, vergehen in der Provenienzforschung nicht selten Jahre.

Dazu müssen viele Bestände auch erst einmal systematisch überprüft werden. In Rheinland-Pfalz etwa laufen seit rund drei Wochen sogenannte „Erstchecks“ im Roentgen-Museum Neuwied, Stadtmuseum Bad Dürkheim, Eifelmuseum Mayen und Erkenbert-Museum Frankenthal (Pfalz).

Hier soll erst einmal untersucht werden, ob es einen Verdacht gibt, dass es sich bei einzelnen Werken um verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter handeln könnte. Erst dann beginnt die Detailarbeit: Haben die vorherigen Besitzer das Kunstwerk freiwillig verkauft? War der Verkaufspreis damals fair oder wurde hier eine Notlage ausgenutzt?

Ausgleichszahlungen statt Rückgabe

Nicht immer läuft es darauf hinaus, dass die Objekte wieder in den Besitz der Erben zurückgehen. Wie etwa bei diesem Gemälde der Kunsthalle Karlsruhe:

Gemälde "Pferdestall" von Franz Krüger
Die Eigentümer des Gemäldes „Pferdestall“ von Franz Krüger mussten ihre Kunst verkaufen, um Steuern bezahlen zu können - für sie als Juden waren diese im NS-Regime massiv erhöht worden.

Fundbüro für Kulturschätze

Dass Erben und aktuelle Besitzer überhaupt zusammenfinden, ist auch einer Art digitalem Fundbüro zu verdanken: Die Datenbank „Lost Art“ des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste bietet sowohl Institutionen als auch Privatpersonen die Möglichkeit, Funde und Suchmeldungen einzutragen.

Oft mit Erfolg, wie etwa im Fall einer Porzellansammlung des jüdischen Kunstsammlers Dr. Ernst Gallinek, heute im Badischen Landesmuseum. Sie war schon 2008 als NS-Raubgut identifiziert worden. Mithilfe der Lost Art- Datenbank konnte geklärt werden, wem die Sammlung eigentlich zustand, sodass das Museum den Erben die Sammlung offiziell abkaufen konnte.

Tasse aus der Porzellan-Sammlung Gallinek
Eine Porzellantasse aus der Sammlung Gallinek.

Viele Museen haben inzwischen Dauerstellen für die Provenienzforschung eingerichtet, etwa das Landesmuseum Württemberg oder das Linden-Museum in Stuttgart.

Mit Museen zufrieden

Zu ihrem zehnjährigen Jubiläum zeigt sich Gilbert Lupfer von Deutschen Zentrum Kulturgutverluste der Deutschen Presse-Agentur gegenüber zufrieden:

Ich denke, die Suche nach NS-Raubgut wird inzwischen in den meisten Museen ernst genommen.

Private Kunstsammler seien dagegen immer noch sehr zögerlich, sich mit der Herkunft ihrer Objekte zu beschäftigen. Das sei der einzige Bereich, so Lupfer, so sich in den letzten Jahren nichts entwickelt habe.

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