Das Gutenberg-Museum in Mainz hat in den vergangenen Jahren für Aufregung gesorgt. Dabei ging es um den alten Bau aus den 1960er-Jahren. Der Entwurf einer Erweiterung, der sogenannte Bibelturm, war umstritten und wurde durch Pläne eines kompletten Neubaus ersetzt. Nun ist das Übergangsquartier bezogen.
2029 soll das Gutenberg Museum in der Mainzer Altstadt neue Räume bekommen. In der mehrjährigen Bauphase will man wenigstens einen Teil der Exponate weiterhin der Öffentlichkeit präsentieren. Deutlich gestrafft und modernisiert zeigt sich die Ausstellung in den Räumen eines ehemaligen Klosters.
Die Originalbibeln aus der Zeit Gutenbergs kann man in einer kubistischen Schatzkammer bewundern. Ergänzt werden die historischen Exponate durch Informationen und Bewegtbilder per Chipkarte. „Gutenberg-Museum Moved“ läutet eine neue Phase der Museumsgeschichte ein.
Ins rechte Licht gerückt
Johannes Gutenberg höchstpersönlich steht am Beginn des Rundgangs. Das Denkmal von Bildhauer Joseph Scholl fristete im bisherigen Museumsareal ein Schattendasein. Nun ist es im wahrsten Sinne des Wortes „ins rechte Licht gerückt“, erklärt Direktor Ulf Sölter. Das gilt für viele der Exponate in der neuen Ausstellung und beschränkt sich nicht auf moderne Technik.
Die Macher haben auch das Konzept gründlich überarbeitet: „Unser Schwerpunkt hier ist, ein Bildungserlebnis zu schaffen. Es geht nicht darum, möglichst zu zeigen, was wir alles haben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es oft unverstanden blieb. Viele Menschen haben gar nicht verstanden, was sie eigentlich vor sich haben, obwohl es so bedeutende Marken in unserer Geschichte sind. Das versuchen wir hier besser zu machen. Das ist ein niederschwelliger Ansatz, der einfach Lust macht, mehr zu entdecken.“
Schiff und Oratorium der frisch renovierten Klosterkirche verströmen eine würdevolle, aber freundliche Atmosphäre. Die Ausstellung macht sich an verschiedenen Stellen die architektonische Gliederung zunutze.
Dr. Annett Göthe, stellvertretende Direktorin, erklärt: „Wir haben durch den Raum sechs Nischen vorgegeben, die wir thematisch benannt haben: Image pflegen, Wissen schaffen, Meinung machen, Welt beschreiben, Pracht entfalten und Zeit vertreiben. Diese Nischen haben davor ein Exponat aus unserer historischen Sammlung und korrespondieren gleichzeitig mit Objekten aus unserer Sammlung und werfen Fragen auf, treten in Dialog und erzählen auch Geschichten.“
Imagepflege mit Instagram
Die Spitzbogenfenster sind zugehängt mit historischen Darstellungen zum jeweiligen Thema. Allerdings leicht verfremdet, erläutert Annett Göthe am Themenfeld „Image pflegen“: „Hier haben wir eine Darstellung aus dem Theuergang aus dem 16. Jahrhunderts, eine Darstellung eines tugendhaften Ritters auf Brautschau. Es ist eine Selbstinszenierung. Deshalb haben wir auch das Signet von Instagram da drin, das ist ja das Medium zur Selbstdarstellung. Und wir haben uns dann gefragt, welche Stücke haben wir denn noch in der Sammlung, die sich mit Imagepflege beschäftigen.“
Auch eine Ausgabe der Modezeitschrift „Harpers Bazaar“ hat so den Weg ins Interimsmuseum gefunden mit der Gewinnerin von „Germany's Next Topmodel“ auf dem Titelblatt.
Gestrafft, modernisiert und nachhaltig
Höhepunkt des Rundgangs ist die Schatzkammer mit den Original-Gutenbergbibeln. „Sie sehen die Inszenierung, diesen Kubus, der so leicht schwebt. Sie zieht es hier gleich rein und das geht natürlich allen so“, erklärt Museumsdirektor Ulf Sölter.
Das sei es gewesen, was man in dieser Bauzeit unbedingt habe zeigen wollten, so Stölter weiter: „Das durfte nicht verloren gehen. Die Bibeln und das Missale, das finden sie hier drin. Sie können die Sachen nebeneinander sehen und vergleichen. Es ist im Quadrat angelegt, sie können komplett um die Vitrine gehen und das ist ein anderes Erleben.“
Dazu trägt auch die Medienkarte bei. Per Chip kann man damit auf Deutsch oder Englisch zusätzliche Informationen abrufen, Bewegtbilder starten oder ein Selfie machen, das das eigene Konterfei in die Darstellung einer historischen Druckwerkstatt einfügt.
Gestrafft, modernisiert und nachhaltig präsentiert sich das Museum im Interimsquartier. Die Anstrengung hat sich gelohnt, und das Projekt „Gutenberg-Museum Moved“ beweist: Bewegung tut gut.
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