Woher stammen Kunstwerke?

Landesmuseum Mainz klärt Herkunft von Kunst aus der NS-Zeit

Stand
Autor/in
Damaris Diener

Fachleute haben untersucht, woher Ausstellungsstücke stammen, die das Landesmuseum Mainz in der NS-Zeit erworben hat. Die Ergebnisse gibt es in einer Sonderausstellung zu sehen.

Mehrere Jahre lang hat Provenienzforscherin Dorothee Glawe recherchiert, Akten gewälzt und Archive durchstöbert. Sie wollte erfahren, woher die Gemälde und Ausstellungsstücke des Landesmuseums Mainz ursprünglich kommen.

Ölgemälde gehörte ursprünglich jüdischem Anwalt aus Mainz

Die Forscherin hat einiges herausgefunden - zum Beispiel, dass ein Ölgemälde, das Mainz zeigt, ursprünglich aus der Sammlung des jüdischen Anwalts Siegmund Levi stammt.

Das Landesmuseum Mainz zeigt, woher die Kunst aus der NS-Zeit wirklich stammt.
Dieses Kunstwerk hat dem jüdischen Anwalt Siegmund Levi gehört. Das Landesmuseum Mainz konnte jetzt die Herkunft des Bildes klären.

Als Jude wurde Siegmund Levi durch die Nationalsozialisten verfolgt. Er musste seine Zulassung als Anwalt aufgeben und von dem 800 Quadratmeter großen Anwesen seiner Eltern in eine Einzimmerwohnung ziehen. Ein Großteil seiner Kunstsammlung musste er verkaufen.

"Wenn man eine Wohnung hat mit ganz vielen Dingen und man muss sie ganz schnell loswerden, dann verschleudert man diese Sachen quasi."

Landesmuseum Mainz hat Ölgemälde in NS-Zeit gekauft

Das Museum hat das Ölgemälde 1937 bei einer Auktion gekauft. Durch das Forschungsprojekt hat Dorothee Glawe herausgefunden, wem es ursprünglich gehörte.

Siegmund Levi wurde am 8. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wenige Monate später starb er dort. Das Ölgemälde soll wahrscheinlich an seine Erben zurückgegeben werden. In der Ausstellung gibt es verschiedene, sehr persönliche Geschichten, sagt Dorothee Glawe.

"Wenn man an Objekten forscht, von ehemaligen Eigentümern, die deportiert und ermordet wurden, dann ist das immer sehr schwer auszuhalten."

Ausstellung zeigt die Herkunft der Kunst aus der NS-Zeit

Insgesamt hat das Forschungsteam 375 Objekte untersucht. Bei einem Großteil der Ausstellungsstücke konnte die Herkunft nicht sicher geklärt werden. Das liege daran, so Dorothee Glawe, dass Informationen fehlten.

Alle Werke, bei denen nicht sicher ist, woher sie stammen, werden in einer öffentlichen Datenbank einsehbar sein. So können vielleicht doch noch die Erben der eigentlichen Besitzer gefunden werden.

Die Ausstellung im Landesmuseum Mainz dauert bis zum 15. September.

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