Das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen zeigt rund 200 ausschließlich von Künstlerinnen geschaffene Werke der geometrischen Abstraktion. Dass sich die Abstraktion nach 1945 zu einer weltweiten Bewegung entwickelt hat, war auch das Verdienst dieser „Pionierinnen“.
Russische Avantgarde bis heute inspirierend
Die Modedesigner Victor&Rolf schickten in diesem Herbst ihre Models auf der Pariser Fashion Week in übertriebenen Silhouetten, geometrischen Formen und knalligen Farben über den Laufsteg – augenscheinlich inspiriert von der abstrakten Kunst.
Das hätte den Wegbereiterinnen der Abstraktion sicher gefallen. Denn schon vor über hundert Jahren wartete etwa die russische Künstlerin Ljubow Sergejewna Popowa mit einem Entwurf für einen blau-rot-schwarzen und übergroßen Overall mit Cape auf. Von Alexandra Exter ist ein schwarz-weißes, rechteckiges Kleid mit rechteckigen Mustern zu sehen.
Die Kunst suchte Formen jenseits des Bildes
Die Kunst bahnte sich langsam ihren Weg aus dem Bild und suchte andere Formen. So hatte das von Walter Gropius mitgegründete Bauhaus in Weimar das Ziel, Kunst und Handwerk miteinander zu verbinden. Die Bauhaus-Schülerin Anni Albers webte die Abstraktion zum Beispiel einfach in einen Wandteppich hinein. Es ist ein Rätsel ohne Anwort. „Black White Gray“ heißt das Werk aus dem Jahr 1927.
Faszinierend auch Sonja Delaunays Spätwerk. Der Teppich „Disques“ aus dem Jahr 1968 bringt ihre Grundidee auf den Punkt Julia Nebenführ betont „den Rhythmus, der für sie ganz wichtig ist. Die Wiederholung aber auch die Farbkontraste – Rot und Blau, Beige und Schwarz – fasst die Arbeit ihrer künstlerischen Entwicklung zusammen“.
Kaum ein Stil hat sich so lange gehalten wie die Abstraktion
Daneben eine Geschirrserie, Serviettenhalter aus Metall oder Buchstützen, im schlichten Stil, so wie man sie heute noch genauso in Möbelketten finden kann. Kaum eine Stilrichtung hat sich wohl so lange gehalten wie die Abstraktion.
Natürlich kam sie auch im Bild und auf der Leinwand vor. Es gab viele Künstlerinnen, die den klassischen Weg beschritten und deren Ideen den Männern voraus waren. Marlow Moss Arbeit „Weiss, Schwarz und Grau“ könnte man mit der doppelten schwarzen Linie quer über das Bild glatt für einen Mondrian halten.
Die Abstraktion entwickelte sich stets weiter, mündete in die „Op Art“ und in die „kinetische Kunst“. Der Abstraktion scheint offenbar kein Ende gesetzt. Jedenfalls sieht man sie immer wieder, im Möbelladen oder auf dem Laufsteg.