Von „M“ wie Münster bis „Z“ wie Zeit – das wegen Umbaus geschlossene Museum Ulm zeigt kostbare Schätze aus seinem Depot in der Kunsthalle Weishaupt. Gemälde, Objekte oder Skulpturen wie der berühmte eiszeitliche Löwenmensch präsentiert das Projekt unter neuen Begrifflichkeiten entlang des Alphabets auf ganz neue Art.
Ungeahnte Brisanz
Auf einer schmalen Säule thront ein Globus. Darin steckt eine Axt in den Farben der US-Flagge, rot, weiß, blau. Der Künstler Robin Page hat sie direkt auf die Abbildung einer Insel in die Erdkugel geschlagen.
Beim Betrachten kommt ein mulmiges Gefühl auf. Denn eingeholt von der Aktualität bekommt das Objekt, das hier unter dem Buchstaben „U”, wie USA, den Blick auf sich zieht, eine ungeahnte Brisanz.
Die Ausstellungsmachenden des Projektes: „Museum neu buchstabiert” wollen verborgene Museumsschätze unter einem neuem Label zeigen. Bilder, Skulpturen und andere Objekte rücken Begriffen zugeordnet entlang des Alphabets – jetzt von M-Z – in einen neuen Fokus.
Löwenmensch bleibt heimlicher Star
Dabei bleibt der berühmte Löwenmensch hinter Hochsicherheitsglas auch dieses Mal der heimliche Star – nicht unter dem Buchstaben „L”, sondern unter „M” wie Mischwesen, der ganz neu vor dem Schriftzug „Feelings” in Neon-Giftgrün steht. „Es gibt viele Menschen, die wirklich emotional berührt sind, wenn sie dieses Kunstwerk, das 40.000 Jahre alt ist, hier im Original, sehen.”, sagt die Museumsleiterin Stefanie Dathe.
Denn „Feelings”, zu deutsch „Gefühle” – spielen bei der Betrachtung von Kunst eine große Rolle. „Genauso wie unsere Sinne”, so die Direktorin des Museums Ulm”.
Kunst für alle Sinne
Vor einem Portrait eines Ulmer Patriziers darf sogar geschnuppert werden: „Er hält eine Kette in den Händen mit einem Anhänger. Das ist ein Bisamapfel, ein Silberfiligran, in den über ein Textil ein Duft eingebracht war. Man hat sich diesen Duft vor die Nase gehalten, um Krankheiten fernzuhalten.” Ein EU-Forschungsprojekt habe es möglich gemacht, diesen Duft nachzubauen.
Ob Skurrile Kunst oder Klassiker der Moderne – wer durch die Schau bummelt, kann vieles entdecken und bekommt eine Ahnung davon, was das neue Museum Ulm wohl nach seinem Umbau zeigen wird.