In der Vorweihnachtszeit sind die Schaufenster der Kaufhäuser besonders kunstvoll herausgeputzt. Schaufenster und Kunst sind somit eng miteinander verbunden. Diese Beziehung steht in der Ausstellung „Fresh Window“ im Museum Tinguely in Basel im Mittelpunkt.
Marcel Duchamp als Namensgeber
Ein grünes geschlossenes Fenster in einer Vitrine empfängt die Besucher. Die acht quadratischen Glassegmete sind mit dunklem Leder abgedeckt. Marcel Duchamps Werk „Fresh Widow“ (deutsch: frische Witwe) erinnert in seiner Form eher an ein french window (deutsch: französisches Fenster) und ist damit namensgebend für die Ausstellung: „Fresh Window“.
Verbindung von Kunst und Schaufenstern
„Das bezieht sich zwar auf das Werk von Marcel Duchamp, aber eigentlich thematisiert unsere Ausstellung die Verbindung von Kunst und Schaufenstern.
Da gibt es ganz viele verschiedene Anknüpfungspunkte. Zum einen natürlich Künstler und Künstlerinnen, die im Bereich der Schaufensterdekoration aktiv waren und die dort auch wichtige Impulse gesetzt haben.
Zum anderen wird das Schaufenster bis heute immer wieder in Kunstwerken aufgegriffen. Als Motiv verschiedener Gattungen, Gemälde, Installationen, Skulpturen, Fotos oder Videos,“ erklärt Tabea Panizzi, eine der Kuratorinnen der Ausstellung.
Jean Tinguely begann als Schaufensterdekorateur
Jean Tinguely, der später vor allem durch seine mechanischen und beweglichen Skulpturen bekannt wurde, begann im Alter von 16 eine Ausbildung zum Schaufensterdekorateur. In seiner Heimatstadt Basel gestaltete Tinguely beispielsweise ein Schaufenster mit abstrakten Dreiecken für einen Optiker.
Kreative Gestaltungskraft
„Die Herausforderung, vor der wir standen, war natürlich die, dass gerade die Schaufensterdekorationen, die von Künstlern und Künstlerinnen gemacht wurden, damals nicht als Kunstwerke betrachtet wurden.
Deswegen haben wir vereinzelt Objekte gefunden, die in Schaufenstern zu sehen waren und konnten auch einige Schaufenster rekonstruieren.
Vor allem in Fotografien wird deutlich, welche kreative Gestaltungskraft damals in den Schaufensterdekorationen lag“, sagt Tabea Panizzi.
Schaufenster als Symbol der Gentrifizierung
Doch nicht nur die Gestaltung von Schaufenstern, auch das Schaufenster selbst als Motiv in der Kunst wird eindrücklich beleuchtet.
So sind Fotografien der amerikanischen Künstlerin Martha Rosler zu sehen, die mit ihren Aufnahmen von Schaufenstern die Gentrifizierung von Stadtvierteln dokumentierte. Aus Gemischtwaren- und Tante-Emma-Läden wurden hippe Cafès oder Designergeschäfte.
Ein Video der Künstlerin Martina Morger zeigt, wie sie den französischen Ausdruck für Schaufensterbummel „Lèche Vitrine“ allzu wörtlich nahm und das Glas an Pariser Schaufenstern abgeleckt hat.
Museum selbst Teil der Ausstellung
Aber auch die Fenster des Museums selbst wurden eigens für die neue Ausstellung gestaltet – vom englischen Konzeptkünstler Giorgio Sadetti. Er brachte reflektierende Worte an, die sich direkt an die Besucher richten und in denen sie sich widerspiegeln. Dort steht zu lesen:
Auf jeden Fall verspricht die Ausstellung nicht zu viel –sie zeigt, was auf kleinstem Raum an Kreativität möglich ist und wie Künstler mit ihrem Blick auf ein gewöhnliches Schaufenster, ein Fenster zu einer ganz anderen Welt aufstoßen können.
Mehr Ausstellungen
Eine forschende Ausstellung in Basel „Fadenspiele“ im Tinguely-Museum – Alte Kulturtechnik zwischen Duchamp und Warhol
Nur Fingertwist auf dem Schulhof? Die Ausstellung „Fadenspiele/String Figures“ im Tinguely-Museum Basel stellt eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit in den Mittelpunkt.