Das Museum Tinguely in Basel zeigt eine der umfassendsten Sammlungen von Arbeiten der argentinischen Künstlerin Mika Rottenberg, Durch ihr zieht sich die Kritik an der kapitalistischen Produktionslogik. Zu sehen sind Videoinstallationen, kinetische Skulpturen und – im Park vor dem Museum – ein Brunnen in Phallus-Form – vor der Kulisse der Hochhäuser des Pharmakonzerns Roche.
Kunst als Provokation
Im Basler Solitude-Park – vor der Kulisse der Hochhaustürme des Pharmakonzerns Roche– steht der drei Meter hohe Brunnen von Mika Rottenberg: Ein rosa Phallus mit Pickeln, die teils aufgeplatzt sind und sich als Mund mit herausgestreckter Zunge entpuppen, der Sockel ist ein Fuß mit rot lackierten Zehennägeln.
Das wirkt wie eine Provokation, zumal der Rochekonzern der Geldgeber und Träger des Museums Tinguely ist, und das soll es auch sein, sagt die Künstlerin Mika Rottenberg: „Ich würde mich freuen, wenn das so ist. Es ist sehr phallisch, aber es ist auch sehr feminin. Es ist pink. Ein genderfluider Riesendildo im Garten. Ich wollte etwas machen, was sehr angenehm, aber ein wenig übertrieben ist.“
Lust an der Unordnung
Bunt und körperlich bleibt es auch drinnen in der Ausstellung. Zuerst werden die Besucher von einem mit Pferdeschwanz mit Haargummi – Ponytail – begrüßt, der aus einem Loch in der Wand herausschaut und munter hin und her wackelt.
Aus dem ersten Ausstellungsraum ist schon ein Niesen zuhören: In einem Video auf der Leinwand sitzt ein Mann an einem Tisch und niest. Was auf die Tischplatte fällt, ist aber nicht Schleim, sondern ein lebendiges Kaninchen oder ein Kotelett. Das Niesen ist ein wiederkehrendes Motiv bei Mika Rottenberg.
Ausbeutung des Menschen durch die kapitalistische Logik
Auch in der Videoinstallation „No Nose Knows“ geht es um eine Nase. Die Nase einer Frau in einem Blumenladen, die sich allergisch zu einer Pinocchio-Nase verlängert. Der Film springt zwischen dem Blumenladen und einer Perlenfabrik in China hin und her.
Die industrielle Produktion und die Ausbeutung des Menschen durch die kapitalistische Logik ist das Thema von Mika Rottenberg. Das, fasziniert Roland Wetzel, den Kurator der Ausstellung und Direktor des Museums Tinguely. Er hat Mika Rottenberg auf der Biennale 2015 in Venedig für sich entdeckt.
Politische Kunst, aber keine Propaganda
Mika Rottenbergs Kunst ist politisch, aber ohne eine klare Botschaft. Denn sonst, findet die Künstlerin, wäre es ja Propaganda und nicht Kunst. Was sich neben der Liebe zu bunten Farben im Werk der Argentinierin auch durchzieht, ist – um in der Körpersprache zu bleiben – ein Augenzwinkern, Ausdruck ihres Humors.
Im Hintergrund stehen die Türme des Roche-Konzerns
Ein Humor, der im Park zwischen dem Tinguely-Museum und den Rochetürmen, nun auch Tausende Menschen auf ihrem Weg in die Konzernzentrale im Vorbeigehen besichtigen können. Eine Provokation, über die der Direktor des Museums Tinguely, Roland Wetzel, schmunzelt: „Die Bedeutung liegt im Auge des Betrachters.“
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