Western aus Dänemark

„King’s Land“: Ein großartiger Mads Mikkelsen soll die Jütländer Heide besiedeln

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AUTOR/IN
Julia Haungs

Das dänische Historienepos „King’s Land“ von Nikolaj Arcel erzählt die Geschichte eines Pioniers, der im 18.Jahrhundert auf eigene Faust ein Wahnsinnsprojekt verwirklichen will: die Besiedelung und Urbarmachung der Jütländer Heide auf Wunsch des dänischen Königs Frederik V. In der Hauptrolle ein großartiger und überaus schweigsamer Mads Mikkelsen.

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Der Versuch, das Unmögliche zu wagen

Lässt sich das Leben kontrollieren und Erfolg erzwingen? Der ehemalige Hauptmann Ludvig Kahlen glaubt fest daran. Den Masterplan präsentiert er 1755 den Beamten des dänischen Königs. Obwohl er weder Geld noch Unterstützung hat, will er schaffen, woran bislang alle gescheitert sind: die Besiedelung und Urbarmachung der Jütländer Heide.

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Im Jahr 1755 ruft der dänische König Frederik V. zur Besiedlung der wilden Heide Jütlands auf. Bisher ist es dort niemandem gelungen, der erbarmungslosen Natur die Stirn zu bieten. Der ehemalige Soldat Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen) will es dennoch probieren. Bild in Detailansicht öffnen
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Auch der machthungrige Gutsherr Frederik De Schinkel (Simon Bennebjerg) erhebt Besitzansprüche auf das Land und versucht, Kahlen mit Geld, Intrigen und Gewalt zum Scheitern zu bringen. Bild in Detailansicht öffnen
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Unterstützung wird Ludvig Kahlen von der jungen Hausmagd Ann (Amanda Collin) und einem kleinen Roma Mädchen, die ihn zu einer mutigen Entscheidung bewegen. Bild in Detailansicht öffnen
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Trotz aller Zweifel am Hofe erhält Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen) das Einverständnis des Königs, das raue Brachland Jütlands zu kultivieren. Bei Erfolg verspricht ihm der König einen Adelstitel – ein Lebenstraum für Kahlen, der als unehelicher Sohn eines adligen Vaters verstoßen wurde. Bild in Detailansicht öffnen
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In dem Geistlichen Anton (Gustav Lindh) findet Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen) einen Verbündeten. Bild in Detailansicht öffnen
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Lange Zeit unterschätzt der dünkelhafte Gutsherr Frederik De Schinkel (Simon Bennebjerg) seinen Rivalen. Bild in Detailansicht öffnen
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In der Hauptrolle brilliert Mads Mikkelsen („Der Rausch“), der für diese Rolle mit dem Europäischen Filmpreis als Bester Darsteller ausgezeichnet wurde. Bild in Detailansicht öffnen
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Regisseur Nikolaj Arcel: „King’s Land“ ist mein bisher persönlichster Film. Mit Hilfe des brillanten Romans von Ida Jessen wollten Anders Thomas Jensen und ich eine große, epische Geschichte darüber erzählen, wie unsere Ambitionen und Wünsche unweigerlich scheitern, wenn sie alles sind, was wir haben. Das Leben ist Chaos; schmerzhaft und hässlich, schön und außergewöhnlich, und wir sind oft hilflos, es zu kontrollieren.“ Bild in Detailansicht öffnen

Kompromissloser Underdog gegen reichen Gutsherren

Mads Mikkelsen porträtiert diesen verschlossenen Ludvig fast ausschließlich mit seiner Mimik: ein kompromiss- und humorloser Underdog. Als unehelicher Landadelsspross ist er auf der sozialen Leiter weit unten gelandet. Das Kolonisierungsprojekt soll ihm einen Platz unter den Mächtigen der Gesellschaft bringen. Doch die haben nur Spott und Verachtung für ihn übrig.

Zu seinem Gegenspieler wird der reiche Gutsherr Frederik de Schinkel. Dieser sieht durch die Kolonie des Königs seinen Machtbereich bedroht und geht zunehmend brutal gegen den Eindringling Kahlen vor. Aus dem Machtkampf entwickelt sich in „King’s Land“ ein westernartiges Duell, wobei der Bösewicht mit dem sadistischen de Schinkel reichlich stereotyp geraten ist.

Filmstill
Lange Zeit unterschätzt der dünkelhafte Gutsherr Frederik De Schinkel (Simon Bennebjerg) seinen Rivalen.

Westernatmosphäre in der dänischen Heide

Überzeugender gelingt die Westernatmosphäre auf der bildlichen Ebene. In epischen Bildern fängt die Kamera den Kampf zwischen Mensch und Natur ein: sengende Hitze, peitschender Regen und die wilde Widerständigkeit der weiten Heidelandschaft lassen das Ziel, hier etwas anzupflanzen, aussichtlos erscheinen.

Wirkt die erste Hälfte des Films wie die männliche Ego-Show eines einsamen Helden, bekommt Kahlen in der zweiten Hälfte Hilfe von einer entflohenen Leibeigenen und einem Roma-Mädchen. Zusammen bilden sie eine Patchworkfamilie der Ausgestoßenen. Zum ersten Mal spürt der Einzelkämpfer Verbundenheit und Zugehörigkeit.

Mads Mikkelsen macht „King’s Land“ zu großen Kino

Regisseur Nicolaj Arcel schildert das 18.Jahrhundert mit seinem Aberglauben und den sozialen Ungerechtigkeiten der Ständegesellschaft schmerzhaft realistisch. Besonders wird „King’s Land“ aber vor allem durch die Leistung von Mads Mikkelsen.

Er macht aus dem Historiendrama das Charakterporträt eines Mannes, der lange daran glaubt, dass man sein Glück mit Willenskraft erzwingen kann. Erst spät erkennt er, dass sich Freiheit und Glück für ihn nur jenseits absoluter Kontrolle und gesellschaftlicher Anerkennung finden lassen.

Trailer „King`s Land“, ab 6.6. im Kino

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