Eine Notlüge kann einem manchmal aus der Patsche helfen. Was aber, wenn einer die Not zur Tugend erklärt? „Das Wichtige beim Bluffen ist, dass du selbst dran glaubst“ rät Hajo Siewers seinem Sohn. Als er versucht, mit dieser Taktik seinen Job zu retten, wird es chaotisch. Bastian Pastewka als liebenswerter Schwindler. Für die geistreichen Dialoge sorgt „Stromberg“-Autor Ralf Husmann.
Lügen als Lebensweisheit
Als Autoverkäufer gehört das Flunkern für Hajo Siewers (Bastian Pastewka) quasi zur Jobbeschreibung. Auch zu Hause versucht er seinem Sohn beizubringen, dass es im Leben zugeht wie beim Pokern: ein kleiner Bluff hier, ein mittleres Luftschloss da, das kann einem selbst und sogar den Leuten, mit denen man zu tun hat, das Leben manchmal leichter machen.
Als der notorische Zuspät-Kommer Hajo aber kurz davor ist, seinen Job zu verlieren, fällt ihm spontan nur eine Geschichte ein, die für eine Notlüge doch ein bisschen zu groß ist. Seine Frau Vera (Katrin Wichmann) sei tot, erzählt er.
Ganz große Komödie
Wie Bastian Pastewka als Hajo dabei fast die Gesichtszüge entgleisen als wäre er selbst überrascht was er sich da für eine Geschichte eingebrockt hat, das allein ist schon große Komödie. Weil er natürlich auch gegenüber seiner Frau nicht zugeben kann, dass er sie gerade quasi verbal umgebracht hat.
Was sich anschließt, sind Ausflüchte und Halb- beziehungsweise Nichtwahrheiten, die sich immer weiter auftürmen. Was umso lustiger ist, weil nicht nur Hajos Sohn Marvin (Arthur Gropp), sondern auch die Kollegen aus dem Autohaus mitmischen im Lügenbusiness.
Alles ein riesiges Lügenkonstrukt
So hat jeder sein Süppchen am Köcheln, welches er oder sie aber nur ungern auslöffeln möchte: Bei seinem Chef sind es Verbindungen in die Kleimkriminellenszene, bei seiner Kollegin die Angst, vor der eigenen Mutter als Versagerin dazustehen.
Irgendwie haben zwar fast alle gute Absichten, aber weil sie sich gegenseitig nicht richtig oder nur halb zuhören, entsteht ein Chaos, das zwischendurch sogar ein bisschen gefährlich wird und erst ganz am Ende heilsam wirken kann.
Der Film besticht mit den geistreichen Dialogen von Ralf Husmann, einem gut ausgewählten Ensemble um Lina Beckmann oder Katrin Wichmann. Und einem Bastian Pastewka, dem man zu gerne zuschaut, wie er sich als liebenswerter Hochstapler um Kopf und Kragen quatscht und immer wieder den Moment verpasst, alles zuzugeben.
Dass hinter aller Komik die Lebenslügen lauern, die die bürgerlichen Beziehungen umgeben – die Erwartungen an Familie, Beruf, Liebe, die man sich möglicherweise nicht eingesteht – das erzählt der Film gerne mit.
Immer im Bewusstsein: „Alles gelogen“ ist bis in den Titel nie die ganze Wahrheit und das macht den Film zu einem großen Vergnügen.
In der ZDF Mediathek Alles gelogen
Wie weit darf man beim Lügen gehen? Hajo lügt schon immer und als sein Job in Gefahr ist, erfindet er kurzerhand den Unfalltod seiner Frau - ein Fehler.
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