Wie geht es hinter den Kulissen einer Operette zu? Welche Dramen spielen sich ab? Eine Ahnung davon bekommt man in der Real-Fiction Miniserie von ARD Kultur, die während den Proben zu der Münchener „Fledermaus“-Inszenierung von Barry Kosky entstanden ist. Realität trifft auf Fiktion, Schauspieler auf „echte“ Opernsänger*innen.
Die Zweitbesetzung steht im Mittelpunkt der Miniserie
Rosa und Gabriel sind ein Paar und in der „Fledermaus“-Inszenierung an der Münchener Staatsoper für die Hauptrollen vorgesehen – allerdings als Zweitbesetzung. Insofern laufen sie im Probenbetrieb eher nebenher. Und während man auf der Bühne kurze Blicke auf die A-Besetzung mit Stars wie Diana Damrau oder Georg Nigl erhascht, ist Gabriel auf der Suche nach seiner Freundin.
Eifersuchtsdrama auf und hinter der Bühne
Über die kompromittierenden Geräusche aus der Garderobe macht sich Gabriel noch lustig, aber als die Tür aufgeht und Rosa vor ihm steh,t ist er einigermaßen konsterniert. Da ist das Eifersuchtsdrama also auch hinter der Bühne schon programmiert.
Es ist ja auch kein Zufall das Rosa und Gabriel die gleichen Vornamen haben, wie die Hauptfiguren der „Fledermaus“. In dem ironischen Maskenspiel um Liebe und Enttäuschung von Strauss sind das Gabriel von Eisenstein und seine Frau Rosalinde. „For the Drama“ spiegelt die Handlung der Operette ein Stück weit in die Gegenwart eines Opernensembles.
Miniserie passt sich gekonnt der Operette an
Rosa bereut ihren Seitensprung. Und kurz bevor sie ein Engagement in Sidney angeboten bekommt, erfährt sie, dass sie schwanger ist. Während sie zunächst versucht, die Beziehung zu Gabriel zu retten, dreht der immer mehr durch und kann sich auf seinen Job nicht mehr richtig konzentrieren. Die Miniserie geht mit ihren drei halbstündigen Folgen nicht sonderlich in die Tiefe, aber sie versucht auf charmante Weise einen anderen Zugang zu der Bühnenform der Operette.
Jüdische Komponisten in der Diaspora Operette unterm Hakenkreuz: Wie die Nazis ein Genre zersetzten
Anfang des 20. Jahrhunderts boomt die Operette, dann kamen die Nazis. Jüdische Komponisten wie Paul Abraham und Emmerich Kálmán gelten nun als „entartet“.
Nebeneinander von realer und fiktiver Szene
Der Clou ist dabei, dass die Handlung in die reale Probenarbeit eingebettet ist. Real Fiction nennt die Produktion dieses Nebeneinander von echter und erfundener Szene. Und es ist auch reale Werbung fürs Theater: tolle Bilder von der Bühnenmaschinerie, der Kostümschneiderei, der Maske.
Neben Staatsopernintendant Serge Dorny oder Sopranistin Diana Damrau kommt auch Regisseur Barry Kosky zu Wort. Und was sie über die „Fledermaus“ erzählen lässt sich auch wieder auf das Drama zwischen Gabriel und Rosa beziehen.
„For the Drama“ sollte man in Erinnerung behalten
Mit den Darstellenden Marie Nasemann, die manche vielleicht aus Germanys Next Top Model kennen, und Faust-Preisträger Eidin Jalali sowie Wilson Gonzalez Ochsenknecht als Pförtner Alf sind die Schauspielparts gut und zielgruppengerecht besetzt.
„Glücklich ist wer vergisst was doch nicht zu ändern ist“ heißt es zwar bei Strauss. Aber „For the Drama“, die dreiteilige Affaire der Operette mit der Fernsehserie kann man ruhig in Erinnerung behalten.
Mehr Film & Serie
Disney+ Serie über den Aufstieg von Karl Lagerfeld „Becoming Karl Lagerfeld“ – Daniel Brühl überzeugt als „Kaiser Karl“
„Becoming Karl Lagerfeld“ ist eine bildstarke Tour durch das Paris der 70er Jahre, in dem Lagerfeld – gespielt von Daniel Brühl – versucht, in der Modewelt Fuß zu fassen.
Serie in der ARD Mediathek Smart und skrupellos: „Wo wir sind, ist oben“ über Lobbyisten in der Politik
Rund 29.000 Lobbyisten treiben sich allein in Brüssel herum, in Berlin kommen auf jede Abgeordnete über 40 Lobbyvertreter*innen. Die ARD Mediathek greift das Thema im modernen Unterhaltungsfernsehen auf und arbeitet sich divers und quer durch das politische Meinungsspektrum. Gegen Ende der Serie entsteht sogar dramatische Tiefe.