Die Kinodoku „Don't Worry About India“ erzählt von der Reise eines in Indien geborenen Regisseurs ins Land seiner Herkunft. Nach 20 Jahren in Europa besucht er 2019 seine wohlhabende Familie in New Dehli und vergleicht die Klassengesellschaft mit den Hoffnungen zu Beginn der Unabhängigkeit von 1947. Mit trockenem Humor und einem Blick fürs Absurde fragt er nach der sozialen Gerechtigkeit in der größten Demokratie der Welt.
Blick auf die eigene Familie
Regisseur des Films ist „Nama Filmcollective“, Arjun Jr. erzählt darin seine Geschichte und die Geschichte seiner Familie. Sie ist repräsentativ für einen bestimmten Teil von Indien, es handelt sich um eine gebildete, vergleichsweise wohlhabende Familie. Nach der Highschool zog man zunächst einmal weg aus Bombay in die USA. Als die Eltern wieder nach Indien ziehen, geht der Sohn nach Europa um Filmemacher zu werden.
Was ist noch übrig von den Ideen der Gründerväter Ghandi und Nehru?
20 Jahre später kehrt der Filmemacher für ein paar Monate zurück, um für sich selber zu klären, wie Indien sich in den letzten Jahrzehnten verändert hat. So entwickelt sich dieser Film schnell zu einer Reise durch Indien in seiner ganzen Vielfalt. Sie ist gelassen im Ton und mitunter sehr, sehr lustig. Mit trockenem Humor und einem Blick für das Absurde versucht der Filmemacher, das Indien von heute zu verstehen, indem er kollektive und familiäre Geschichten miteinander verbindet.
Chaotischste Demokratie der Welt
Man sieht Bilder und trifft Menschen, die man in anderen Filmen so gut wie nie trifft und sieht. Schnell wird auch klar: Die indische Gesellschaft ist eine Klassengesellschaft. Und in mancher Hinsicht hat sich der indische Traum einer Gesellschaft, in der Menschen frei und gleich zusammenleben, nicht erfüllt.
Hier schlägt nun die Stunde des derzeitigen Premierministers Narendra Modi und seiner Partei BJP. Tatsächlich scheint es Modi mit Ideologie zu gelingen, ein auseinander driftendes Land zusammenzuhalten. Das vielschichtige Porträt ist eine bittersüße, oft sehr komische Darstellung der größten und chaotischsten Demokratie der Welt.
Jenseits von Bollywood: Starker Auftritt indisches Spielfilme in Cannes 2024
Die Kinodoku fügt sich in das, was aktuell auch im Spielfilmkino zu erleben ist. Bei den Filmfestspielen von Cannes 2024 hatten indische Filme einen herausragend starken Auftritt, so wie noch nie in den letzten Jahrzehnten. Für drei Filme aus Indien gab es zwei Preise.
Alle drei Filme bewegten sich weit weg von den Klischees des Bollywood-Kinos. Sie zeigen eine alltägliche soziale Landschaft, die durch Korruption und rohe Gewalt geprägt ist, aber auch durch viel Solidarität. Das ist es, was uns auch der Dokumentarfilm „Don't worry about India“ vor Augen führt.
Trailer „Don' t Worry About India“, ab 6.6. im Kino
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