Die „Tribute von Panem“ sind zurück – als Prequel, das die Vorgeschichte der ersten vier Abenteuer erzählt. Der Film stellt uns einen Helden vor, der als Sohn der Herrscherschicht des Kapitols um seine Reputation kämpft. Seine größte Herausforderung besteht darin, die Kämpferin aus einem der ärmsten Distrikte mit den geringsten Aussichten auf den Sieg bei den Spielen zum Erfolg zu führen, also in einer medialen Aufmerksamkeitsökonomie zu siegen.
Ein weiteres Prequel, das zu erklären versucht, warum ein Bösewicht zum Bösewicht wurde
Die Show muss weitergehen, die Spiele können beginnen. Das ist das Grundmotto dieses Filmuniversums, das bei uns „Die Tribute von Panem“ heißt, im Rest der Welt die „Hunger Games“. Auch im fünften Teil geht es los mit einer großen Show, mit den brutalen Live-übertragenen Gladiatorenspielen auf Leben und Tod. Aber ums Überleben geht es gar nicht, sondern um das perfekte Spektakel.
Ein junges Mädchen wird auserwählt, als „Tribut“ in den sicheren Tod zu gehen. Aber sie rührt die kalten Herzen der Menschen an den Bildschirmen, denn sie singt. Sie ist der Singvogel im Titel „A Ballad of Songbirds and Serpents“, also einer Ballade der Singvögel und Schlangen, und auch die Schlangen lernen wir bald kennen.
Das Drehbuch wurde wiederum von der Autorin Suzanne Collins geschrieben. Aber alle Figuren sind neu. Genaugenommen: fast neu. Denn es geht um die Jugend der schillernd ambivalenten Gestalt Coriolanus Snow, dem späteren Präsidenten von Panem. Der neue Film ist ein Prequel und erzählt die Vorgeschichte dieser dystopischen Saga, lange bevor die bisherige Heldin Katniss alles verändern wird.
Der Versuch, den Bösewicht Snow zu vermenschlichen
Also ein weiteres Prequel, das zu erklären versucht, warum ein Bösewicht zum Bösewicht wurde. Ein gefährlicher Schachzug, weil er dazu neigt, in Ungereimtheiten zu verfallen, um nach den Traumata eines Bösewichts zu suchen, der genau das eigentlich nicht sein darf. „Ballad of Songbirds and Snakes“ verfällt in viele der Klischees und versucht, Snow zu vermenschlichen, indem er ihm familiäre Züge, existenzielle Krisen und zwischenmenschliche Beziehungen verleiht.
Aber es ist unvermeidlich, die Stirn zu runzeln bei dem Gedanken, dass die Figur dieses hübschen Bubis zu einem Mann wird, dessen „Atem nach Blut riecht“, wie es in den Romanen heißt.
Dies ist definitiv wieder ein Film, der sich an Teenager und Anfang-Zwanzigjährige richtet, der die Revolte der Jugend gegen die Erwachsenenwelt zum Thema macht und ins Zentrum setzt. Die Erwachsenenwelt ist böse und korrupt, aber natürlich auch faszinierend, man möchte dabei sein. Nur, dass auch die Medien böse sind, dürften die meisten heute Jungen nicht teilen.
Einige starke Momente in einem eine Stunde zu langen Film
Der Film stellt uns einen Helden vor, der versucht, seine Zukunft zu gestalten, nachdem er das Sicherheitsnetz seines reichen Vaters im Krieg verloren hat. Als Sohn der Herrscherschicht des Kapitols, hat er immer noch den Ehrgeiz von jemandem, der alles haben kann, aber er weiß, dass er doppelt so hart kämpfen und gleichzeitig den Schein wahren muss, um nicht als minderwertig angesehen zu werden.
Seine größte Herausforderung besteht darin, die Kämpferin aus einem der ärmsten Distrikte mit den geringsten Aussichten auf den Sieg bei den Spielen zum Erfolg zu führen, also in einer medialen Aufmerksamkeitsökonomie zu siegen. Nicht, dass sie viel Aufmerksamkeit bräuchte. Rachel Zeglers Lucy Gray ist ein Wirbelsturm, der sowohl die Menschen in Panem als auch uns Zuschauer fesselt. Ein wunderbarer Gegenpol zu Jennifer Lawrences Katniss: Sie ist frecher, aber trotzdem emotional und verletzlich. Der Rest sind die Bösewichter und die sogenannten Weisheiten eines bitter-philosophischen Medienuniversums.
Eine Stunde zu lang
Der Film hat einige starke Momente, doch leider sind nur zwei Drittel des Films interessant. Immer wieder gibt es größere Leerstellen in einem mit zweieinhalb Stunden eine Stunde zu langen Film. Das ist der Preis, für einen Film, der möglichst vielen Teenies ihr Taschengeld abknöpfen will. Letztendlich ist es Regisseur Francis Lawrence gelungen, „The Hunger Games“ wieder aufleben zu lassen – nicht mehr und nicht weniger.
Trailer „Die Tribute von Panem 5: The Ballad of Songbirds and Snakes“ - ab 16.11.2023 im Kino