Ein junges Paar nimmt sich vor, seine Elternschaft gleichberechtigt leben zu wollen. Doch die gesellschaftlichen Widersprüche führen direkt durch ihre Beziehung hindurch: Der Mann entpuppt sich als ewiger Peter Pan und die Mutter landet im Eltern-Kind-Café. Susanne Heinrich hat den Text des Stückes „Mutter.Liebe“ geschrieben und führt Regie.
Mit ihrem Theaterdebüt „Mutter.Liebe“ setzt Filmemacherin und Autorin Susanne Heinrich ihr Leitthema fort: die Beschäftigung mit Frauenrollen in der spätkapitalistischen Gesellschaft. Begonnen hatte sie damit in ihrem ersten Spielfilm „Das melancholische Mädchen“, für den sie im Jahr 2019 den Max-Ophüls-Preis bekam. Zwei weitere Filme zum Thema sollen folgen.
Mutter als perfekte Bühnenfigur
In der Figur der Mutter kämen die Widersprüche der Gesellschaft zum Tragen: „Sie ist einfach qua ihrer gesellschaftlichen Funktion als Sorgetragende eine Figur, in der bestimmte gesellschaftliche Veränderungen vielleicht krasser zu Widersprüchen führen als in anderen“, sagt Susanne Heinrich. „Und deswegen eignet sie sich so gut, weil sie genau, wie das melancholische Mädchen auch eine beschädigte Figur ist.“
Ein Kind-Mann, der die Verantwortung scheut
Der Vater im Theaterstück „Mutter.Liebe“ ist ein nicht erwachsen werden wollender Kind-Mann, der sich vor der Verantwortung drückt. „Es geht ein bisschen darum, dass Vaterschaft eine ganz andere Aufgabe ist als Mutterschaft“, erklärt die Autorin Susanne Heinrich.
Vaterschaft heiße, mit dem Fluch der Freiwilligkeit fertig zu werden und Mutterschaft, das Eigene gegen die Zuständigkeit fürs Gemeinsame zu verteidigen.
Es sei die größte neoliberale Täuschung, dass wir unseres eigenen Glückes Schmied sind, sagt Susanne Heinrich: „Es gibt einen wahnsinnig hohen Anspruch an uns selbst: Das eine Paar, das es anders macht und das es hinbekommt, gesellschaftliche Strukturen individuell aufzulösen.“ Das sei ein absoluter Trugschluss.
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