Digitaltheater

Staatstheater Karlsruhe geht mit neuer Digital-Sparte in die Spielzeit 2024/25

Stand
Autor/in
Marie-Dominique Wetzel

Bei der neuen Sparte „Digital-Theater“ am Badischen Staatstheater in Karlsruhe geht es weder um öde Livestreams noch um Technik um ihrer selbst willen. Vielmehr soll der Einsatz von Technik stets einen Mehrwert für das Publikum bieten, betont der Künstlerische Leiter Kevin Barz vor Beginn der Spielzeit 2024/25.

Porträt Kevin Barz
Kevin Barz wird als Künstlerischer Leiter für das neue spartenübergreifende Projekt Digitaltheater am Badischen Staatstheater verantwortlich sein.

Kevin Barz möchte eines gleich zu Beginn klarstellen: er will kein Nerd-Theater machen. Die künftigen Angebote seiner Digital-Sparte am Badischen Staatstheater, betont der Leiter, sollen für alle leicht zugänglich sein. Theater habe sich aber schließlich immer weiterentwickelt, oft auch bedingt durch neue technische Möglichkeiten, erklärt Kevin Barz.

Es geht also nicht darum, die neusten digitalen Techniken um ihrer selbst willen zu verwenden – sondern darum, dass ihr Einsatz einen Mehrwert haben soll. Außerdem sollen die Geschichten auf der Bühne davon erzählen, wie diese Techniken unser Leben verändern. Aber dabei sollen nicht nur die Probleme angesprochen werden, sondern auch die Chancen und die Faszination der neusten digitalen Techniken.

Barz ist ausgebildeter Opern- und Schauspielregisseur

Kevin Barz ist mit Mitte 30, kein Digital-Native und als ausgebildeter Opern- und Schauspielregisseur auch nicht per se Experte für digitale Entwicklungen. Aber er war schon am Oldenburgischen Staatstheater in den vergangenen Spielzeiten für digitale Theaterprojekte verantwortlich und konnte dort Erfahrungen sammeln. Er weiß, dass er auf Fachleute angewiesen ist, wenn er die neusten Entwicklungen in Sachen Digitalisierung mitbekommen und nutzen möchte. Deswegen ist Kevin Barz schon eifrig dabei, sich mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Karlsruhe zu vernetzen.

Bewohner zu ihren Lieblingsplätzen interviewt

Die erste große Produktion des Digitaltheaters soll im Herbst eine Kooperation mit allen übrigen Sparten im Haus sein, mit dem Titel „Paradise found“. Dazu führen Kevin Barz und sein Team Interviews mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt und fragen nach ihren Lieblingsplätzen und den Geschichten dazu. Die dienen dann dem Komponisten Paul Brody als Libretto. Die kleinen Episoden werden dann im Theater einstudiert und abgefilmt. Sie werden dann an den entsprechenden Orten in der Stadt auf Bildschirmen als mixed reality erlebbar gemacht:

Deep-Fake-Produktion „Tages-Show“

Weitere Projekte der neuen Digitaltheater-Sparte am Badischen Staatstheater sind eine Neufassung von Goethes „Zauberlehrling“ mit Tänzern und vielen Robotern sowie die Deep fake-Produktion „Tages-Show“. Darin soll mit Hilfe des Theaterpublikums live eine fiktive Tagesschau-Sendung erarbeitet werden, die ausschließlich aus guten Nachrichten besteht. Das Digitaltheater ist streng genommen gar keine eigene Sparte und hat auch kein eigenes Ensemble, so Kevin Barz.

Digitaltheater fester Bestandteil des Spielplans

Digitaltheater soll also fester Bestandteil des Spielplans werden. Damit es künftig zu Beginn einer Vorstellung im Theater nicht immer heißt: „Schalten Sie bitte Ihre Mobiltelefone aus!“ Sondern auch immer öfter mal: „Schalten Sie nun bitte die Tablets an!“

Beim Stichwort „Digital-Theater“ müssen sicher viele vor allem an die Corona-Pandemie denken, als die Theater geschlossen waren und so manche Vorstellung einfach abgefilmt und ins Netz gestellt wurde. Dass das niemanden begeisterte, wurde schnell klar. Doch es gab auch positive Beispiele und sehr innovative, fantasievolle Formate, die mit Hilfe der neusten Technik entwickelt und verbreitet wurden. Und wie geht es jetzt nach Corona damit weiter? Das Badische Staatstheater in Karlsruhe eröffnet ab kommender Spielzeit unter der neuen Intendanz eine eigene Sparte „Digital-Theater“.

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