Bekannt durch das Hollywood-Kino der Nachkriegszeit
Erfunden hat das Method Acting der russische Theater-Schauspieler und -Regisseur Konstantin Sergejewitsch Stanislawski Ende des 20. Jahrhunderts. Richtig bekannt geworden ist sie durch das Hollywood-Kino der Nachkriegszeit. Mit Schauspielern wie Marlon Brando und Sally Field, Robert de Niro und Faye Dunaway. Bei Internationalen Filmfestival Mannheim Heidelberg (IFFMH) zeigt eine Retrospektive, was man sich genauer darunter vorstellen kann.
Weg von der Theatralik hin zur Wahrhaftigkeit der Gefühle
Die Idee des Method Acting ist: weg von der gespielten Theatralik hin zum wahrhaftigen Gefühl, zum psychologischen Spiel. Das war durchaus ein Bruch in der Schauspielkunst – eine große neue Idee. So wie es die abstrakte Malerei oder die atonale Musik in den anderen Kunstrichtungen war, meint Hannes Brühwiler, der beim Filmfestival für die Retrospektive – also die Rückschau auf alte Filme – verantwortlich ist.
Zwölf Filme zeigen Method Acting von 1947 bis 1980
Ein Film, der gut zeigt, wie man sich die Methode genauer vorstellen kann, ist „Misfits“ – deutscher Titel: „Nicht gesellschaftsfähig“, unter anderem mit Marilyn Monroe, Montgomery Clift und Clark Gable. Alle drei seien großartige Schauspieler, meint Brühwiler. Aber bei Clark Gable sehe man noch das klassische Hollywood, während Marilyn Monroe und Montgomery Clift Method Actor durch und durch seien.
Auf dem Programm der Retrospektive stehen noch elf weitere Filme. Darunter die Rassismus-Parabel „Flucht in Ketten“ mit Sydney Poitier und Tony Curtis. Oder die Geschichte über eine Kämpferin für bessere Arbeitsbedingungen „Norma Rae“ mit Sally Field.
Method Acting hat sich gewandelt im Laufe der Jahre
Eine eindeutige Definition, was Method Acting genau ist, gibt es nicht. In jüngerer Zeit zählen Schauspieler wie Daniel Day-Lewis dazu, der als Vorbereitung für eine Rolle einen Monat lang in der Wildnis lebte, oder Robert de Niro, der 30 Kilo zunahm. Das IFFMH beschränkt sich auf die Zeit zwischen 1947 und 1980.
Die Retrospektive des Internationalen Filmfestival Mannheim Heidelberg ist eine Möglichkeit, alte Filme wieder- oder neu zu entdecken. Es ist aber auch ein Impuls, mal auf andere Dinge zu achten als man es üblicherweise tut. Eine kleine Schule des Sehens, wenn man so will.
Podiumsgespräch zu Schauspielmethoden mit Lars Eidinger und anderen
Begleitend zur Filmreihe gab es ein Podiumsgespräch mit dem Schauspieler Lars Eidinger und den Schauspielerinnen Antje Traue und Hanna Hilsdorf. Sie gaben Antwort auf die Frage, wie sie sich Rollen nähern. Von ihnen bezeichnet sich tatsächlich niemand als Method Actor. Und sie mussten zugeben, dass es gar nicht einfach ist, zu beschreiben, wie man das eigentlich macht: Schauspielen.
Und Lars Eidinger bekannte, eher einer ganz anderen Tradition anzugehören, nämlich der von Brecht geprägten. Die möchte, dass die Leute sich immer dessen bewusst sind, dass es einen Unterschied gibt zwischen Sein und Schein.
Publikum fühlt sich ermutigt, Filme mal anders anzuschauen
Für das Publikum bieten die Retrospektive und das Podium offenbar sehr bereichernde Einblicke. Sie inspirieren die Besucherinnen und Besucher, bei den vielen Filmen des Festivals und darüber hinaus, mal einen anderen Blick auf die Leinwand zu werfen.