Das „Mannheimer Stadtensemble“ – Bürgerbühne des Nationaltheaters – hat Kriegserfahrungen von Frauen unterschiedlicher Generationen aus aller Welt gesammelt. Aus 320 Seiten Interviewmaterial voller bewegender Geschichten ist das Stück „Krieg ist kein Spiel für Frauen“ entstanden, das am 8. März Premiere hat.
Geflohen aus der Ukraine, Syrien, dem Iran oder Ex-Jugoslawien
18 Frauen stehen auf der Bühne, jüngere und ältere. Sie alle sind Mannheimerinnen, manche von ihnen schon ihr Leben lang, andere leben erst seit kurzem hier: Sie sind vor Kriegen und Konflikten aus ihrer Heimat geflohen – aus der Ukraine, aus Syrien, aus dem Iran, aus Ex-Jugoslawien.
Diejenigen, die nicht am eigenen Leib einen Krieg erlebt haben, kannten Geschichten von ihren Freundinnen, Müttern, Großmüttern, sagt Regisseurin Natasha Borenko, die aus Sibirien stammt und selbst seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine fest in Deutschland lebt.
Die Geschichten der Frauen ähneln sich auf erstaunliche Weise
Das Stadtensemble-Team hat viele Geschichten gesammelt. 320 Seiten Interviews. Viele haben zum ersten Mal offen über ihre Erlebnisse gesprochen. Bei manchen waren die Erinnerungen noch ganz frisch, bei anderen sind sie nach längerer Zeit wieder hochgekommen.
Das Team hat sich viel Zeit für die Gespräche genommen, um Vertrauen aufzubauen. Aus dem gesammelten Material hat das Team dann Themenkomplexe herauskristallisiert. Erstaunlich war für alle, wie sehr sich die Geschichten ähneln, egal aus welchem Land sie kommen und fast egal aus welcher Zeit.
Es solle bewusst keine Sensationslust geschürt werden
Inzwischen weiß man, dass solche Erlebnisse aus dem Kriegsalltag das Leben über den Krieg hinaus prägen, sogar über Generationen hinweg – vor allem natürlich erlittene Traumata. Doch das Produktionsteam wollte bewusst keine Sensationslust schüren, keine Heldinnengeschichten erzählen oder von Kriegsgräuel berichten. Aber in den Geschichten kommen auch Vergewaltigungen zur Sprache, als systematische Kriegswaffe.
Kriege werfen Frauen in ihrer Emanzipation zurück
Erschreckend fanden die Frauen des Theaterensembles auch, dass in den Geschichten deutlich wurde, wie sehr Kriege Frauen in ihrer Emanzipation zurückwerfen und alte Rollenmuster aufleben lassen.
Zuerst hatte das Produktionsteam überlegt, diese Geschichten als eine Art Andacht zu erzählen, aber dann brachte die Regisseurin Natasha Borenko die Idee auf, das Ganze mit Kinderspielen zu verquicken, auch um Atempausen zu schaffen und Aktion auf die Bühne zu bringen. Und geht es nicht meist schon in Kinderspielen um Siegerinnen und Verliererinnen?
Die Frauen auf der Bühne des Mannheimer Nationaltheaters spielen „Die Reise nach Jerusalem“ zuerst in herkömmlicher Form. Rennen, um noch einen freien Stuhl zu erobern. Doch es ist zu wenig Platz für alle. Können wir das ändern?, fragten sich die Spielerinnen. Und erfanden eine neue Version des Spiels, in der es keine Verliererinnen gibt.
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