Theaterstück

Am Jungen Ensemble Stuttgart bringen Jugendliche ihre eigenen Themen auf die Bühne

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Silke Arning

Es ist ein Experiment: mit dem Stück „about good and bad, but probably mostly about the complicated mess in between” versucht das Junge Ensemble Stuttgart, Jugendlichen mehr Beteiligung bei dem zu geben, was auf der Bühne verhandelt wird.

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Auf Augenhöhe mit den Jugendlichen

„Theater auf Augenhöhe” bezeichnet Theaterpädagogin Sezin Onay das neue Projekt des JES, bei dem es darum geht, näher an die Realität, an die Befindlichkeiten junger Menschen heranzukommen.

Bühnenszene aus dem Theaterstück „about good and bad, but probably mostly about the complicated mess in between“

So haben die Jugendlichen das Thema und Gestaltung des Stückes selbst entwickelt. Für die konkrete Umsetzung wurde dann noch die Londoner Regisseurin Josie Dale-Jones ins Boot geholt.

Im Mittelpunkt steht die keltische Königin Boudicca, die im Jahr 60 nach Christus einen legendären Aufstand gegen die römische Besatzung führte. Viel ist nicht von ihr bekannt, doch Boudicca wird heute zum Teil als Volksheldin verehrt, als Symbolfigur des britischen Widerstands gegen fremde Eroberung.

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Wie lebt es sich als junger Mensch im Krieg? Wenn man doch eigentlich etwas anderes vorhatte: studieren, ausgehen, reisen. Am 24. Februar 2022 wurden viele junge Menschen in der Ukraine schlagartig erwachsen. So wie Matwij aus Cherson. Über ihn und mit ihm hat Regisseur Peter Kastenmüller jetzt ein Stück inszeniert.
Es ist das Wesen des Stückes von Natalia Blok, die die Geschichte ihres Sohnes Matwij aufgeschrieben hat, dass es den Kampf um Jugend zeigt. Den Kampf darum, was es heißt, ein junger Mensch sein zu können, sich nicht das wegnehmen zu lassen, was junge Menschen brauchen: soziale Kontakte, Bindungen, das Leben als Abenteuer. So fasst Peter Kastenmüller „Das Leben ist unaufhaltsam“ zusammen. Und zugleich vermittelt das Stück, wie der Krieg wirkt: in Zerstörung, in Auflösung von sozialen Bindungen, im Verschwinden von Heimat, im Ausgesetztsein oder in Orientierungslosigkeit.
Dokumentation als Widerstand
Im Stück entwickelt Matwij einen ganz eigenen Umgang mit der Situation. Er filmt und dokumentiert, was in seiner Stadt und in seinem Umfeld passiert. Eine Form des Widerstands und der Versuch, der Nachwelt zu beweisen, was er erlebt und was passiert. Diese Ereignisse werfen Matwij in riesige Konflikte: bleiben oder gehen? Seine Mutter, die in Basel lebt, will ihn bei sich wissen, zugleich sind seine Freunde in Cherson, hier ist sein Leben. Er will seiner Mutter gerecht werden, aber auch seinem Land. „Das ist für viele die große Diskussion in den vergangenen Jahren, soll man bleiben, was ist gefährlich oder soll man doch das Land verlassen?“ sagt Peter Kastenmüller.
Perspektiven finden
Aus welcher Perspektive kann das Stück erzählt werden, war eine wichtige Frage, die sich der Regisseur mit seinem Team stellte. „Was kann man glaubhaft auf die Bühne bringen aus der Schweiz mit seinen warmen Stuben?“ Als der Peter Kastenmüller dann Gespräche mit dem realen Matwij führte, wurde klar, dass dieser unbedingt an der Aufführung beteiligt sein sollte. „Wir wissen nicht, wo die Reise hingeht, aber ‚be part of the production“, war die Bitte Kastenmüllers. So spielt und filmt auch der echte Matwij auf der Bühne in Basel. Nahe Vergangenheit, die sich in der Fiktion des Stückes vermittelt, steht neben der aktuellen Gegenwart. Dass es dabei nicht um einen Versuch, Realität abzubilden geht, liegt auch am Stück selbst. Natalia Bloks Text hat eine ganz eigene Form: Well made Play, Tragikomödie mit viel Witz und Humor. „Das ist das Recht der Jugend mit Chuzpe Tabus zu brechen. Was darf man sagen, was darf man nicht sagen“, meint Peter Kastenmüller.

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Silke Arning