Der renommierte Opernregisseur Barrie Kosky hat nicht nur ein Faible fürs ganz große Opernspektakel, sondern auch für die Operette und das Musical. Seine Inszenierung von Franz Lehárs „Die lustige Witwe“ am Opernhaus Zürich zeugt von seinem vielseitigen Können und seiner Freude am Spektakel.
Deshalb lohnt sich der Besuch:
Koskys Inszenierung lässt den Ausstattungs-Schnickschnack der Jahrhundertwende weg und fokussiert sich ganz auf Musik und Theater. Eine Drehbühne mit karussellartigem Aufbau bildet die passende Kulisse für die Wiener Walzerseligkeit der Musik Franz Lehárs.
Choreografin Kim Duddy setzt vor allem die typischen großen Operetten-Tanzszenen mit ihrer ganzen Üppigkeit und Körperlichkeit meisterhaft in Szene. Stimmlich brilliert vor allem Katharina Konradi als Valencienne. Sie gibt nicht die gealterte Diplomatengattin, sondern eine junge und selbstbestimmte Frau.
Dirigent Patrick Hahn begeistert das Publikum mit exzellenter Akzentuierung der Musik. Seine Fähigkeit, die Feinheiten der Instrumentation herauszuarbeiten und die Melancholie des Stücks einzufangen, trägt maßgeblich zum Erfolg der Inszenierung bei.
Darum geht’s:
„Die lustige Witwe“ ist Franz Lehárs erfolgreichste Operette und wurde auch mehrfach verfilmt. 1905 kam sie in Wien zum ersten Mal auf die Bühne und löste ein weltweites Operettenfieber aus. Musikalisch bringt sie alles mit, was das Herz für die leichte Muse begehrt: Schlager, Folklore, Walzer, Cancan.
Die Handlung entführt in eine illusionäre Welt um Liebe und monetäres Glück: Die reiche Witwe Hanna Glawari wird von Pariser Männern umschwärmt. Auch der stark verschuldete Staat Pontevedro hat es auf ihr Geld abgesehen und setzt den Lebemann Danilo auf sie an. Doch niemand will den Anschein erwecken, dass es eigentlich nur ums Geld geht …
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