Verengung der Debattenkultur während der Pandemie

Christine Prayon, Ex-Heute-Show-Kabarettistin, über ihren Roman „Abwesenheitsnotiz“

Stand
Interview
Doris Maull

Christine Prayon ist Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern als „Birte Schneider“ der ZDF-Heute-Show bekannt. 2022 verließ sie die Sendung und kritisierte deren Satire scharf. In ihrer Schein-Autobiografie „Abwesenheitsnotiz“ schreibt sie auch über die „Diskursverengung“ während der Corona-Pandemie und plädiert in SWR2 für eine bessere Debatten-Kultur.

Audio herunterladen (7 MB | MP3)

Vexierspiel zwischen Autobiografie und Fiktion

„Da ist Autobiografisches drin – und dann auch wieder nicht“, sagt Prayon über das Vexierspiel von Realem und Fiktionalem in ihrem Roman. Auch mit den Protagonistinnen ist es schwierig in dem Text. Es gibt eine „Christine“ genannte Figur und ein Pseudonym namens „Scarlett Schlötzmann“. Dabei betont Prayon, Christine sei nicht sie selbst: „Das ist eine fiktive Figur, die zufällig Christine heißt.“

Keine explizite Kritik an der Pandemiepolitik

Inhaltlich geht es in „Abwesenheitsnotiz“ um die Probleme, die Long Covid aufwirft und um einen möglichen Impfschaden („Post Vac“). Ihre Figur habe „Ahnungen, Selbsteinschätzungen – weiß es aber nicht so genau“, erklärt Prayon im Interview.

Gefragt, ob sie so die Pandemiepolitik der Bundesregierung kritisiere, antwortet die Kabarettistin ausweichend: „Das weiß ich nicht. Das überlasse ich Ihnen, wenn Sie das lesen.“

Prayons Diagnose: Debatten sind „angstgesteuert“

Unterm Strich will die in Bonn lebende Künstlerin ihr Werk als „satirische Betrachtung der Dinge, wie sie die letzten Jahre gelaufen sind“, sehen. Bei den gesellschaftlichen Debatten, die während und nach der Covid-Pandemie stattfanden, macht Prayon „Verschiebungen“ aus und glaubt, viele Debatten und Gespräch seien inzwischen „angstgesteuert“. Sie habe ihr Buch für alle geschrieben, die das ähnlich sehen, aber mit ihrer Angst nicht alleine bleiben wollten.

Prayons Plädoyer: Ohne Angst und nicht nur mit Gleichgesinnten reden

Gegenüber SWR2 plädiert Prayon dafür, nicht nur mit Gleichgesinnten zu diskutieren, sondern auch mit Menschen, die anderer Meinung seien. „Wenn das nicht mehr funktioniert, dann können wir auch solche Dinge wie Demokratie als beerdigt ansehen.“

Christine Prayon, Jahrgang 1974 arbeitete als Schauspielerin unter anderem in Stuttgart und Baden-Baden. Elf Jahre lang – bis 2022 – trat sie als „Birte Schneider“ in der ZDF-Heute-Show auf. Für ihre Arbeit erhielt sie unter anderem den „Goldenen Besen“ und den Dieter-Hildebrandt-Preis.

Stand
Interview
Doris Maull