Regisseur David Dietl entführt den Zuschauer in die 1960er-Jahre, zu den Anfängen des FC Bayern und in eine noch heile Fußballwelt. Im Mittelpunkt der Serie stehen damals unbekannte Spieler wie Franz Beckenbauer oder Gerd Müller, die „die Bayern“ zu europäischer Spitzenklasse führen und dem Verein Schritt für Schritt seine Seele verleihen. Eine gelungene Serie mit viel Retro-Charme, die längst nicht nur für Bayern-Fans sehenswert ist.
Elf Freunde sind eine Fußballmannschaft
Gute Freunde, am liebsten „Elf Freunde müsst ihr sein“ – so lautete der Spruch im Sockel des alten Meisterpokals, den sich Samy Drechsel für sein berühmtes Jugendbuch geborgt hat.
Und an die Idee von elf Freunden in einer Fußballmannschaft glauben auch Mitte der 60er Jahre die Arbeiterkinder Sepp Maier, Franz Beckenbauer oder Gerd Müller, der vor allem zu den Bayern geholt wird, um den „Blauen“, den Konkurrenten von 1860 München, eins auszuwischen.
Großartige Mischung aus Vision und Großkotzigkeit
Der Anspruch ist dezidiert nicht dokumentarisch, Vieles, was man in der neuen RTL-Serie sieht, gehört mittlerweile zur FC Bayern Folklore.
Die Sprüche eines Cik Caikowsky, die Trainingsmethoden von Branko Zebec und die fast schon symbiotischen Beziehung von Beckenbauer und Manager Robert Schwan, den Maximilian Brückner hier in einer großartigen Mischung aus Visionär und Großkotz spielt.
Um den FC Bayern groß zu machen, braucht es aber noch das Geld und den Durchsetzungswillen des cholerischen Präsidenten Wilhelm Neudecker, mit dem Michael A. Grimm vermutlich die Rolle seines Lebens gefunden hat.
Gelungenes Serien-Regiedebüt von David Dietl
Richtig gute fiktionale Fußballfilme oder -serien gibt es wenige, gerade die Sportaufnahmen wirken meistens nur bemüht. „Gute Freunde“ ist anders. Regisseur David Dietl kombiniert geschickt Originalaufnahmen mit nachgestellten Szenen.
Im Vordergrund stehen ohnehin die Spieler, vom schüchternen Gerd Müller bis zum Salonkommunisten Paul Breitner oder dem schon früh geschäftssinnigen Uli Hoeneß. Das funktioniert durch einen größtenteils hervorragenden Cast und vor allem jede Menge Retro-Charme.
Nicht nur für Bayern-Fans
Mit ganz viel Musik, Schlaghosen, Autos und Frisuren fängt die Serie den Zeitgeist ein, arbeitet auch in der Bildgestaltung mit Splitscreens, zum Teil grobkörnigen Super-8-mäßigen Aufnahmen, das macht beim Zuschauen sehr viel Spaß.
Aber nicht nur eingefleischten Bayern-Fans, denn es ist keine Hofberichterstattung. Weil David Dietl offenbar ein tiefes Verständnis für die Münchner Melange aus Schickeria und Ehrgeiz in die Wiege gelegt wurde, genauso wie die Fähigkeit, sich seinem Gegenstand liebevoll und gleichzeitig gebührender Distanz zu nähern.
Zwischen „ehrlichem Sport“ unter Unterhaltungsindustrie
Dem Vernehmen nach sind Geschichten und Charaktere sehr authentisch getroffen. Und es geht nicht nur darum, wie das Runde am besten ins Eckige befördert wird. Sondern auch um öffentlichen Druck, Zukunftsängste, das politische Klima und natürlich die Rolle der Spielerfrauen.
Fußballromantiker würden vielleicht von der Seele des Vereins sprechen, die spürbar wird. Zugleich verschwimmen aber auch die Grenzen von dem sogenannten „ehrlichen Sport“ zur Unterhaltungsindustrie.
Kein Zweifel: Der FC Bayern ist spätestens seit den 70er Jahren ein mit viel Geld und Herzblut auf Erfolg getrimmtes Projekt. Und das Lied von den „Guten Freunden“ eine schöne Erinnerung.
Trailer „Gute Freunde“ von David Dietl, ab 22.11. auf RTL, Stream auf RTL+
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