Ein ungleiches Paar reist mit der Eisenbahn durch Sibirien, eine bittersüße Reise im Wodkadunst, die ein bisschen wie eine nordisch-russische Version von Richard Linklaters "Before Sunrise" wirkt. Im Vorfeld gab es Boykottaufrufe gegen diesen Film, der immerhin bei den Filmfestspielen von Cannes einen Preis gewann. Ursache war der Schauplatz Russland und die russischen Darsteller des Films - immerhin wurde diese bornierte Reaktion schon bald zurückgenommen.
Fremd in Russland
Die Hauptfigur dieses Films ist fremd in Russland und insofern eine Stellvertreterin für alle Zuschauer. Sie weiß zwar mehr, aber wie sich im Laufe des Films herausstellt, lange nicht genug. Sie heißt Laura, ist Finnin, und studiert in Moskau in den 1990er-Jahren Archäologie. Sie begibt sich auf diese Reise von Moskau nach Murmansk, um dort die berühmten Felszeichnungen zu sehen.
Alptraum eines jeden Reisenden
Auf der sehr langen Zugfahrt teilt sie das Abteil mit Vadim, der in jeder Hinsicht dem westeuropäischen Klischee eines typischen Russen entspricht: Er ist laut und scheinbar rücksichtslos, trinkt viel zu viel, ein Macho, der weder moralische Grenzen, noch die Privatsphäre seiner Mitreisenden anerkennt. Auf den ersten Blick ist Vadim eines jeden Reisenden schlimmster Albtraum. Unerwartet entsteht jedoch eine fast unerklärliche Verbindung zwischen den beiden, der sich weder sie noch das Publikum entziehen können.
Reisen und Kino eröffnen neue Horizonte
Eines der interessantesten Elemente des Films ist, dass Laura eine Kamera mit sich führt, mit der sie einen Großteil ihrer Reise filmt. Und anhand einiger Aufnahmen dieses "Materials" macht der finnische Regisseur deutlich, dass für ihn das Kino und das Reisen dasselbe aktive Prinzip haben: Die Idee, sich einer neuen Erfahrung, einer neuen Welt zu öffnen, neue Sichtweisen, neue Bilder, eine neue Art der Interaktion mit der Welt zu suchen und sich ihr hinzugeben.