Tatort Kommissar Jörg Hartmann: Nazis wollten seine Großeltern sterilisieren

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Jörg Hartmann ist als Dortmunder Tatort Kommissar Peter Faber bekannt. In seinem Buch "Der Lärm des Lebens" hat er die Geschichte seiner Familie aufgeschrieben.

Schauspieler Jörg Hartmann blickt in die Kamera. In SWR1 Leute spricht der Darsteller des Tatort-Kommissars Peter Faber, über die Geschichte seiner Familie, unter anderem die Demenz seines Vaters.

So wurde er zum Dortmunder Tatort-Kommissar | Jörg Hartmann | Schauspieler

Jörg Hartmann: So viel Columbo steckt in Tatort Kommissar Faber

Schon allein aufgrund der räumlichen Nähe passte die Rolle des Tatort Kommissars: Jörg Hartmann kommt aus Herdecke im Ruhrgebiet, in direkter Nähe zu Dortmund. Die Kombination aus Dortmund und die Figur des Peter Faber, "die so viel im Gepäck hat, dass sie eigentlich auch auf der anderen Seite des Gesetzes stehen könnte", haben ihn gereizt, meint Jörg Hartmann.

Ich muss alle Figuren mögen, die ich spiele. Ich kann keine Figur spielen, die ich nicht wirklich verstehe und die ich nicht zumindest mag.

Als er die Rolle des Tatort-Kommissars Faber bekam, überlegte Jörg Hartmann, wie er die Figur möglichst markant gestalten könnte. Dazu gehört auch sein Äußeres: "Der hat mehrere Schichten an, weil er sich schützen muss", erklärt er. Dazu diese "komischen Schuhe", weil er kein Schreibtisch-Typ sei und immer auf dem Sprung. Der Parka, den Faber trägt, ist ein alter Parka von Hartmann selbst, verrät er.

Dann hast du Columbo im Kopf und all diese Typen, die was Spezielles hatten – und das wollte ich auch.

Die Kraft der Familie im Buch "Der Lärm des Lebens"

In "Der Lärm des Lebens" beschreibt Jörg Hartmann die Geschichte seiner Großeltern, seiner Eltern und seine eigene Geschichte. Es ist eine Liebeserklärung an die Kraft der Familie – und an den Ruhrpott.

Auslöser, um mit dem Schreiben zu beginnen, war die Demenz-Erkrankung seines Vaters. Er habe in den letzten Monaten seines Lebens sehr berührende, traurige, aber auch schöne Erlebnisse mit seinem Vater gehabt, sagt Jörg Hartmann. Diese wollte er festhalten. Ein Buch sei dabei erstmal gar nicht der Plan gewesen.

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Nazis wollten seine Großeltern unfruchbar machen

Ein Hobby-Ahnenforscher half Jörg Hartmann dabei, mehr über seine Familie herauszufinden. So erfuhr er, dass seine Großeltern sich in einer "Taubstummen-Anstalt" in Ostwestfalen kennenlernten. [Anmerkung: Den diskriminierenden Begriff "taubstumm" verwendet Hartmann als Zitat der damaligen Zeit und betont: Gehörlose Menschen sind nicht stumm und können sprechen.]

Hartmann fand heraus: 1937, zur Zeit der NS-Diktatur, wurde untersucht, ob seine Großeltern unfruchtbar gemacht werden sollten. Zum Glück sei davon Abstand genommen worden, weil seine Großmutter nicht von Geburt an "taubstumm" war. Zudem hatten seine Großeltern damals schon drei Kinder, die alle hören konnten. Aber Hartmann ist sicher:

Wenn das nicht so gewesen wäre, hätten sie auch alle Jungs definitiv sterilisiert – mein jüngster Onkel wäre gar nicht erst auf die Welt gekommen.

Das rät Jörg Hartmann angehenden Schauspieler:innen

Jörg Hartmann gehört zu den bedeutendsten Charakterdarstellern, ist in Film- und Fernsehproduktionen, auf der Bühne, in Hörspielen und als Drehbuchautor zu erleben.

Auf die Frage, welche Tipps er jungen Kolleg:innen geben kann, erinnert er sich an ein Zitat des großen deutschen Charakterdarstellers Rolf Boysen: "Tut immer nur das, was ihr verantworten könnt". Gemeint sei, sich auf die eigene Intuition zu verlassen und Dinge nicht zu tun, wenn man das Gefühl habe, es sei nicht authentisch und die Figur würde das eigentlich nicht tun.

Ansonsten könne man – gerade am Anfang der Karriere – auch durchaus mutig sein.

Damals, in jungen Jahren, habe ich immer die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich wirklich loslasse und was riskiere, sich Türchen öffnen und die Dinge passieren, die man sich insgeheim gewünscht hat.

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