Deshalb mag Schauspielerin Gesine Cukrowski ihre Rolle als Astrid Lindgren
Seit drei Jahrzehnten spielt Gesine Cukrowski auf Theaterbühnen, vor Fernsehkameras und auf Kinoleinwänden. In Ihrem Buch "Sorry Tarzan, ich rette mich selbst!" kritisiert sie die wenigen Rollen für Frauen ab Mitte 40 und fordert mehr Geschichten, die Frauen in und nach der Lebensmitte zeigen.
Wenn wir den Fernseher eingeschaltet haben, dann haben wir da ältere Frauen gesehen, die entweder dement waren, als Bild an der Wand hingen – also gar nicht mehr vorkamen – oder in stereotype Rollenmuster gepresst waren. Wenn sie über 60 waren, kamen sie als schwergewichtige Omi daher.
Wo sind die facettenreichen Rollen für ältere Frauen?
Die echten Figuren dieser Lebensphase würden einfach nicht stattfinden in Film und Fernsehen, kritisiert Gesine Cukrowski. Das Alter zwischen 55 und 62 fehle sogar komplett als Rolle oder Geschichte. Deshalb hat sie mit der Journalistin Sabine Burmester die Initiative "Let's change the picture" gegründet – das "picture" bewusst doppeldeutig: das FrauenBILD im FILM müsse sich ändern.
Die einzige Möglichkeit, nicht in dieser Schublade zu verschwinden, war als Kommissarin. Die klassische, ältere Fernsehkommissarin hatte auf jeden Fall ein Alkoholproblem, ist oft ein bisschen verhärmt und eine einsame Wölfin: Sie hat keine Freundinnen, keinen Mann und ist auch, was das Sexleben angeht, sehr gestört.
Gesine Cukrowski: Wechseljahre sind extrem tabuisiert in Film und TV
Es gehe ihr in ihrer Initiative nicht darum, ob eine Schauspielerin mehr oder weniger arbeite, es gehe um Sichtbarkeit, betont Cukrowski. Alle Frauen-Geschichten, alle Lebensphasen sollten erzählt werden und nicht nur die Standard-Geschichte, bei denen das Glück einer Frau von Männern und Traumprinzen abhängig ist. Und das Tabu-Thema "Wechseljahre" dürfe auch nicht länger ausgespart werden.
Es geht nur darum, dass wir uns als Zuschauerinnen nicht abgebildet sehen. Ich höre das oft in Gesprächen mit ganz jungen Frauen, die sagen ‘Ich möchte Mitte 50-jährige Frauen sehen, weil ich sehen möchte, was da auf mich zukommt’.
Gesine Cukrowski hat im März 2025 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. In der Laudatio hieß es unter anderem: "Das vielfältige und langjährige frauen- und gleichstellungspolitische Engagement von Gesine Cukrowski ist herausragend und erhöht die Sichtbarkeit von Frauen und ihren Lebenslagen in der Öffentlichkeit. Ihr Engagement eröffnet ganz praktische Lösungen für bedeutsame Herausforderungen, denen sich viele Frauen stellen müssen."
Gesine Cukrowski auf der Bühne - als starke Frau Astrid Lindgren
Das reale Frauenaltersbild, das Gesine Cukrowski mit "Let's change the picture" anstrebt, sei im übrigen auch eine Verpflichtung für alle Sender, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat. Der sogenannte Medien-Staatsvertrag schreibe fest, dass die Gesellschaft so abgebildet werden müsse, wie sie ist. Das spare auch das Thema Diversität nicht aus, das zu Recht eingefordert werde.
Aber auch bei den Fortschritten, die [beim Thema Diversität] gemacht worden sind, ist es so: WENN divers besetzt wird, wird divers und JUNG besetzt. Auch da wird das Alter ausgespart – das kann nicht sein!
Auf der Bühne zeigt Gesine Cukrowski deutlich, wie eine starke und selbstbestimmte Frauenrolle aussehen kann. Sie spielt Astrid Lindgren und erzählt die Geschichte des kleinen Bauernmädchens Astrid, das zu einer der einflussreichsten Frauen des vergangenen Jahrhunderts wurde.