"Ich weiß, wie Sie sich fühlen!"
Dieser Satz ist für Prof. Jalid Sehouli ein absolutes No-go. Denn in die Haut eines anderen Menschen schlüpfen kann keiner. Er rät dringend, auf Plattitüden zu verzichten, Patienten auf Augenhöhe zu begegnen, ehrlich zu sein und dennoch einfühlsam. Wichtig ist es ihm auch, Stille aushalten zu können, damit der Patient die Kraft hat, Atem zu holen, und Wege aufzuzeigen, wie es auch nach schwieriger Diagnose weitergehen kann.
Vertrauen in das Gute bewahren und Hoffnung leben – das sind die Lebensprinzipien von Jalid Sehouli. Kraft geben ihm seine Familie und sein Schreiben. Neben seinen Sachbüchern hat er mit "Marrakesch" und "Und von Tanger fahren die Boote nach nirgendwo" auch noch Erzählungen geschrieben. Weil er am eigenen Leib erfahren hat, wieviel Kraft das Schreiben geben kann, hat er an der Frauenklinik der Berliner Charité einen Kurs für kreatives Schreiben für seine Patient:innen ins Leben gerufen.
"Versuch’s doch!"
Dieser Satz seiner Mutter hat Jalid Sehouli geprägt und Selbstbewusstsein gegeben. Sein Vater war politischer Flüchtling aus Marokko. Seine Eltern waren beide Analphabeten, er wuchs im Berliner Arbeiterbezirk Wedding auf. Nachdem er die Ausbildung zum Krankenpfleger begonnen hatte, erhielt er über das Auswahlverfahren einen Studienplatz für Humanmedizin an der Freien Universität Berlin. Heute ist er einer der renommiertesten Krebsmediziner der Welt.