In einer Zeit voller Krisen scheine die Zukunft wenig erstrebenswert, doch laut Gesellschaftsforscherin und Autorin Maja Göpel brauche es gerade dann neue Lösungen. In ihrem Buch „Werte. Ein Kompass für die Zukunft“ nimmt uns Göpel mit auf eine Reise zu den Werten, die unser Zusammenleben prägen.
Die rasante Veränderung der Welt
In dieser Zeit voller Krisen hätten viele Menschen das Gefühl, die Zukunft könne gar nicht gut werden und es würde sich nicht lohnen, in sie zu investieren. Aus diesem Grunde wollte die Gesellschaftsforscherin und Autorin Maja Göpel schauen, „wie Werte ein Kontinuum bilden können“.

In ihrem neuen Buch „Werte. Ein Kompass für die Zukunft“ hinterfragt sie, woher unsere Werte kommen, welche wir bewahren wollen und welche uns vielleicht sogar im Weg stehen. Denn Werte beeinflussen ihrer Meinung nach Gerechtigkeitsempfinden, unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft. Göpel zeigt, dass unser Blick auf Werte unser Denken und Handeln bestimmt – und damit auch unsere Zukunft.
Mehr Chancengerechtigkeit für mehr Freiheit
Unsere Gesellschaft wolle weiterhin Werte wie Freiheit, Sicherheit und Wohlstand fortschreiben, aber „wenn sich die Welt rasant verändert, brauchen wir eben dafür andere Lösungen“, sagt Maja Göpel im Gespräch mit SWR Kultur. „Irgendwann beschneiden wir die Freiheit rasant, wenn wir die Erde übernutzen und sie uns nicht mehr versorgen kann.“
Einen wichtigen Wert in unserer Gesellschaft, die Freiheit, haben wir aus Göpels Sicht „an Personen verloren haben, die den Begriff dahingehend missbrauchen, dass sie nur noch an sich selbst denken möchten.“
Die Freiheit, etwas gestalten zu können, würde dagegen voraussetzen, dass wir Chancengerechtigkeit in einer Gesellschaft bewahren, dass also „unterschiedliche Personen ähnliche Freiheitsmöglichkeiten haben, sich einzubringen“, so Göpel.

„Wutsamkeit“ ersetzt zunehmend Wirksamkeit
Zudem beobachtet Göpel, dass an die Stelle einer Wirksamkeit zunehmend eine „Wutsamkeit“ wachse – eine verbreitete Unzufriedenheit, die selten zu konstruktivem Handeln führe. Angeheizt werde sie durch die Algorithmen in den Sozialen Medien und eine polarisierende Berichterstattung, die sich in vielen Medien normalisiere.
Um aus diesem Zustand herauszukommen, sei es viel wichtiger, zu schauen: „Wo habe ich denn noch eine Handlungsortientierung und wer macht noch mit?" Durch die Art der Berichterstattung würden wir „die Bereitschaft der anderen zu handeln immer kontinuierlicher unterschätzen“ und folglich selbst auch nichts tun, da es ja ohnehin nichts bringe.
„Ich kann alle nur ermutigen, für die Werte zu sprechen“
Um einen gemeinsamen Wertekompass zu aktivieren, fordert Göpel mehr Zivilcourage und eine bessere Gesprächskultur. Werte sollten nicht nur individuell, sondern auch gesellschaftlich gelebt werden, um eine zukunftsfähige Orientierung zu ermöglichen.
Wir hätten häufig die Tendenz, wegzuschauen, aus Sorge, dass wir als nächstes dran seien, sagt Göpel: „Da kann ich kann alle nur ermutigen, für die Werte zu sprechen.“
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