Die Verfilmung von Claire Keegans ursprünglich 2010 erschienener Erzählung war in diesem Jahr unter dem Titel „The Quiet Girl“ als erster irischsprachiger Film überhaupt für einen Oscar nominiert. Nun hat der Steidl Verlag das rund 100 Seiten starke Buch in einer neuen, überarbeiteten und ausgesprochen schön ausgestatteten Auflage veröffentlicht. Es eröffnet mit einer sonntäglichen Fahrt über das Land in Richtung irischer Ostküste. Im Auto sitzen Vater und Tochter. Von einer Idylle kann jedoch keine Rede sein.
Claire Keegan erzählt aus der Ich-Perspektive des Mädchens, das etwa sieben oder acht Jahre alt und eine genaue Beobachterin von Details ist, ohne dass die Details unmittelbar in einen historischen oder sozialen Kontext eingeordnet werden. Alles in „Das dritte Licht“ ist auf verblüffend einfache und zugleich kunstvolle Weise indirekt erzählt. Das Mädchen wird auf den Hof von entfernten Verwandten gebracht, weil seine Mutter erneut schwanger ist und das Geld nicht reicht, um alle durchzufüttern.
Bei den Pflegeeltern muss das Kind erst lernen, der Fürsorge und Zuneigung zu vertrauen. Ein heißes Bad wird zum Ereignis. Leider lastet auch über dem Haus der Pflegeeltern ein dunkles Geheimnis. Claire Keegan schafft eine Atmosphäre der Ambivalenz, eine Bedrohung bleibt immer präsent. Doch die Schriftstellerin setzt auf ein Grundgerüst an Integrität, das die Menschen zusammenhält.