In Rezensionen, Gesprächen, Diskussionen und Features bieten SWR Kultur und das SWR Fernsehen Besprechungen und Berichte zu aktuellen Neuerscheinungen, wichtigen Autoren und Themen des Buchmarktes.
Lesung und Diskussion Katja Lange-Müller: Unser Ole
Es beginnt mit einer ungewöhnlichen Dreier-WG: Zwei Seniorinnen und ein autistischer Jugendlicher. Dann ereignet sich ein Unfall, der mehr als das gewesen sein könnte, und der Blick wird frei auf ein düsteres Mutter-Tochter-Verhältnis.
Lesung und Diskussion Tezer Özlü: Suche nach den Spuren eines Selbstmordes
Tezer Özlü, die 1986 starb, schrieb ihren Roman auf Deutsch, veröffentlichte ihn aber nur in eigener Übersetzung auf Türkisch. Nun ist erstmals die Originalversion zu lesen: Eine Prosa, die die Welt nicht beschreibt, sondern durchlebt.
Diskussion über vier Bücher SWR Bestenliste Dezember mit Büchern von Tezer Özlü, Katja Lange-Müller, Lydia Davis und Maria Stepanova
Kitsch oder nicht? Cornelia Geißler, Gregor Dotzauer und Klaus Nüchtern diskutierten vier auf der SWR Bestenliste im Dezember verzeichneten Werke im barocken Schießhaus in Heilbronn. Vor allem das erstplatzierte Prosawerk von Tezer Özlü gab Anlass für grundlegende Diskussionen. Die Anfang der 1980er Jahre geschriebene und jetzt wiederentdeckte „Suche auf den Spuren eines Selbstmordes“ führte zur Frage, ob der Text unter Kitsch zu subsumieren sei. Vor allem der aus Wien angereiste Literaturkritiker des Wiener Magazins Falter Klaus Nüchtern mokierte sich über Sachfehler und missglückte Formulierungen der „pathetischen und egozentrischen Prosa“. Gregor Dotzauer, Literaturredakteur des Tagesspiegel, verteidigte den hohen Ton und die existentielle Dringlichkeit der Prosa. Cornelia Geißler, Literaturredakteurin der Berliner Zeitung, erinnert an den biografischen Hintergrund des Buchs, an die Gewalterfahrungen und Todessehnsucht der Autorin, denen beglückende Lektüren und nahezu therapeutische Sex-Szenen gegenübergestellt werden.
Die 1943 in Anatolien geborene Übersetzerin und Schriftstellerin Tezer Özlü gehörte in den 1980er Jahren zu den wichtigsten Vertreterinnen junger Literatur in der Türkei. Obwohl sie auch in Deutschland gelebt hat, ist sie hierzulande weitgehend unbekannt geblieben. Özlüs „Suche nach den Spuren eines Selbstmordes“ erscheint hierzulande zum ersten Mal, obwohl das Buch auf Deutsch verfasst und mit einem Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Die Autorin reist nicht nur zu den Schauplätzen ihrer literarischen Heroen wie Kafka, Svevo und Pavese, sie erkundet in einer „apodiktischen Sprache“ (Nüchtern) auch eigene Sehnsüchte, Träume und Wünsche. Das Buch entwickelt sich damit zu einer literarischen Feier der „unbedingten Rebellion“ (Dotzauer).
Auf dem Programm in Heilbronn standen außerdem: mit „Unser Ole“ der neue Roman von Katja Lange-Müller (Platz 2), die Prosaminiaturen “Unsere Fremden“ von Lydia Davis (Platz 3) sowie der aus dem Russischen von Olga Radetzkaja übertragene Roman „Der Ansprung“ von Maria Stepanova (Platz 4). Aus den vier Büchern lasen Isabelle Demey und Dominik Eisele. Durch den Abend führte Carsten Otte.
lesenswert Feature Fantasy kann noch mehr! Geschichten der progressiven Phantastik
Fantasy ist beim westlichen Publikum eines der beliebtesten Literatur-Genres. Zehn der 20 weltweit meistverkauften Bücher sind Fantasy-Romane. Viele dieser Geschichten folgen der klassischen Heldenreise, erzählen von Gut und Böse und den Kämpfen großer Völker, gerne vor historischer Kulisse. Einige Autorinnen und Autoren meinen: da geht auch in der deutschen Fantasy noch mehr! Mehr Aktualität. Mehr Diversität. Mehr Gesellschaftskritik und mehr positive Visionen für die Zukunft.
James Sullivan, Patricia Eckermann und Judith C. Vogt erzählen, was „progressive Phantastik“ sein kann, welche Stimmen sie hörbar und welche Erzählformen sie in ihren Texten ausprobieren wollen. Und sie schreiben zusammen eine Geschichte, exklusiv für das SWR Kultur lesenswert Feature.
Von Marc Bädorf
Produktion: SWR 2023
Literatur Von Dinner bis Döner – mit Kerze ist alles schöner
Ob Dinner oder Konzert – mit Kerzenlicht wirkt ALLES direkt viel schöner und romantischer und lässt sich auch gleich viel besser verkaufen. Dabei gibt es nichts Schlimmeres als "Candle light-Romantik", findet Doris Anselm.
Gespräch Axel Hacke: „Hypochondrie hat sich bei mir bewährt“
„Aua!“ Unter diesem Titel hat der Bestsellerautor Axel Hacke „Die Aua!“ Unter diesem Titel hat der Bestsellerautor Axel Hacke „Die Geschichte meines Körpers“ geschrieben. Er blickt auf fast sieben Jahrzehnte Ko-Existenz mit diversen Funktionen innerer und äußerer Organe zurück. Inklusive der Schilddrüse – von der er bis zu einer Dysfunktion derselben bis vor kurzem nicht wusste, dass er sie hatte.
Auch inklusive Penis. So entstand die intime Biografie eines körpersensiblen Autors, vulgo Hypochonders, der seine Karriere als Journalist beendete, weil ein Tinnitus ihm Warnsignale sandte – und als Publizist heute bekannt ist für „Das Beste aus meinem Leben“.
Buchkritik Serhij Zhadan – Chronik des eigenen Atems
Zhadans neuer Gedichtband versammelt Texte aus den Monaten vor und nach dem 24. Februar 2022, als der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg gegen die gesamte Ukraine begann.
Hörbuch Niedlich: Andreas Fröhlich liest „Die Geschichte vom kleinen Weihnachtsstern“ von Benjamin Biehn
Der kleine Stern Sirius ist vom Himmel gefallen. Die Maus Pippa und das Kaninchen Bommel wollen ihm helfen, wieder nach Hause zu kommen. Aber wer kann so hoch fliegen? Der Weihnachtsmann? Damit dieser vorbeikommt, müssen sie ein echtes Weihnachtsfest auf die Beine stellen. Sprecher Andreas Fröhlich legt sich bei den vielen Tieren des Waldes richtig ins Zeug und macht diese niedlich-lustige Weihnachtsgeschichte zu einem Ereignis. Man kann sich die 24 ½ Kapitel bis Weihnachten aufteilen – mal sehen, wer das schafft. Denn spannend ist die Frage, was denn ein richtiges Weihnachtsfest ausmacht, bis zum Schluss.
Literatur Leere Floskeln statt Liebe - Nora Schramm über ihren Roman „Hohle Räume“
Wenn die Eltern sich trennen, gehört das für viele Kinder zu den tragischsten Erfahrungen, die sie machen. Wie aber geht eine erwachsene Frau damit um? Nach außen hin cool, aber innen drin rumort es ziemlich. So zumindest geht es Helene, Mitte 30 und Künstlerin in Berlin. Ihre Eltern lassen sich nach 40 Jahren Ehe scheiden und Helene reist an, um ihre Mutter dabei emotional zu unterstützen. Die verlangt der Tochter allerdings so einiges ab. „Hohle Räume“ heißt der Debütroman von der Pfälzer Autorin Nora Schramm. Ein Buch, das messerscharf die bürgerlichen Verhältnisse seziert.
Kochbuch-Kolumne Für Soßen mit Tiefe und Intensität: Soßenküche mit Gorm Wisweh
Clemens Hoffmann ist begeisterter Hobby-Koch und Gastgeber. Seine Kochbuch-Sammlung füllt mehrere Regalmeter, und ständig kommen neue dazu.
150. Geburtstag von Winston Churchill „Er war eine ehrliche Haut“ – Franziska Augstein über Winston Churchill
In Deutschland kennt man Winston Churchill vor allem für sein Wirken während des Zweiten Weltkriegs. Churchill-Biografin Franziska Augstein erklärt, was Politikerinnen und Politiker heute von ihm lernen könnten.
SWR Bestenliste kürt Buch des Jahres Sandra Kegel über den Roman „Vierundsiebzig“: „Ronya Othmann hat ihrer Kultur ein Buch geschenkt“
„Dieser Roman ist ganz vieles“, sagt Literaturkritikerin Sandra Kegel. „Er ist Geschichtsschreibung, teilnehmende Beobachtung, Genozid-Forschung und Familienroman.“
Thomas-Mann-Adaption mit gewagtem Titel Heinz Strunk über seinen Roman „Zauberberg 2“: Nicht auf einen Hype aufgesprungen
Pünktlich zum 100. Jahrestag von Manns „Zauberberg" hat der Schriftsteller und Satiriker Heinz seine Romanadaption „Zauberberg 2“ veröffentlicht –und ist damit in große Fußstapfen getreten.