In Rezensionen, Gesprächen, Diskussionen und Features bieten SWR Kultur und das SWR Fernsehen Besprechungen und Berichte zu aktuellen Neuerscheinungen, wichtigen Autoren und Themen des Buchmarktes.
Hörbuch Verschnupft: Cathlen Gawlich liest „Es niest ein Rentier vor der Tür“ von Smilla Blau
Eines Tages steht ein Rentier mit einer roten Nase bei Friedas Familie vor der Tür. Aber es heißt nicht Rudolph, sondern Flinn und hat schlicht einen dicken Schnupfen. Die fünfjährige Frieda soll es gesund pflegen – aber das ist gar nicht so einfach, vor allem nicht, wenn niemand merken darf, dass sich ein Rentier im Haus befindet. Cathlen Gawlich liest die turbulente Geschichte von Smilla Blau mit viel Empathie für erkältete Rentiere und gelangweilte Kinder – was sich als eine sehr charmante Kombination herausstellt.
Gespräch Frappierende Wandelbarkeit - Die Synchronsprecherin und Schauspielerin Cathlen Gawlich
Cathlen Gawlich ist Schauspielerin, Hörbuchinterpretin und hat in unzähligen Filmen bekannten Darstellerinnen ihre Stimme geliehen, zum Beispiel Elizabeth Banks. Vielfalt und eine frappierende Wandelbarkeit sind die prägenden Attribute, die Cathlen Gawlichs Stimmkunst auszeichnen. Vielen bekannt ist ihre Stimme aus der Serie „Two and a Half Men", wo sie Melanie Lynskey in der Rolle der Rose synchronisiert.
Gedichte und ihre Geschichte Zum 100. Geburtstag von Friederike Mayröcker: „was brauchst Du“
Friederike Mayröcker kam vor 100 Jahren zur Welt, doch ihre Experimente mit Texten, vor allem in gesprochener Form, gelten bis heute als herausragend modern. Insbesondere die Hörspiele, die sie mit ihrem Lebenspartner Ernst Jandl zusammen verfasste, zeigen ihren virtuosen Umgang mit Sprache, Klang und Geräusch. In ihren Gedichten beeindruckt die Kombination von starken Bildern und poetischer Sprache.
Literatur Zwischen Revolution und Poesie – „Regen“ von Claire Beyer
Es sind gleich zwei Ereignisse, die das Leben der tüchtigen Versicherungsangestellten Elisabeth plötzlich aus der Bahn werfen. Ihr Haus wird bei einem großen Unwetter weggespült, zugleich stolpert sie über zwei Taschen voller Geld. Mit diesem Szenario setzt die Markgröninger Autorin Claire Beyer eine dramatische Versuchsanordnung in Gang, die ihre Heldin unter Zugzwang setzt. Zum ersten Mal kann sie über ihr Leben selbst entscheiden, ihren Weg selbst gestalten. So stolpert sie Stück für Stück in eine nie gekannte Freiheit, die mit Höhenflügen und grandiosen Abstürzen gepflastert ist. „Regen“ ist eine magische Coming-of-Age-Geschichte – intensiv, dicht und voller kluger Beobachtungen.
Prägende Stimme der deutschsprachigen Literatur Ein Leben ohne Schubladen – Zum 100. Geburtstag der Dichterin Friederike Mayröcker
Friederike Mayröcker hätte am 20.12.24 ihren 100. Geburtstag gefeiert. Ganz geborgen sind die Schätze ihres Archivs noch nicht, weiß der österreichische Germanist Klaus Kastberger.
Buchkritik Maria Messina – Eine Blume ohne Blüte
Ein Frauenschicksal zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Traditionsbewusstsein und Aufbruchsgeist, Strenge und Leidenschaft erzeugen eine unheilvolle Spannung in Maria Messinas Roman „Eine Blume, die nicht blühte“ aus dem Jahr 1923, der nun gleich in zwei Übersetzungen zu entdecken ist.
Rezension von Ulrich Rüdenauer.
Buchkritik Christian Uhle – Künstliche Intelligenz und echtes Leben
Die Künstliche Intelligenz verändert unser Leben von Grund auf. Für das neue Zusammenleben von Menschen und Maschinen hat der Philosoph Christian Uhle daher jetzt einen Ratgeber geschrieben.
Rezension von Leander Scholz.
Buchkritik Carlo Levi – Die doppelte Nacht
München, Augsburg, Tübingen und das geteilte Berlin gehörten zu den Reisestationen von Carlo Levi. Er wanderte durch die Straßen, besuchte Museen und lauschte in Bierkellern dem Volksmund. In seinem Buch „Die doppelte Nacht“ berichtet er über ein Land voller Fragen und verdrängter Erschütterungen.
Rezension von Eberhard Falcke
Gedichte und ihre Geschichte Der handgeschriebene Lyrikkalender von Hubert Klöpfer für 2025
Wie jedes Jahr hat der Tübinger Verleger Hubert Klöpfer auch für 2025 einen Kalender voller Gedichte zusammengestellt. Es sind lauter Lieblingsgedichte, entweder von ihm selbst oder von anderen Menschen wie AutorInnen, BuchhändlerInnen oder SchauspielerInnen. Klöpfer lässt sich gern Gedichte zuschicken und wählt dann jeweils ein „Antwortgedicht“ aus, das er dem anderen gegenüberstellt. So hat jedes Kalenderblatt zwei Gedichte. Das Besondere daran: Hubert Klöpfer schreibt alle Texte mit der Hand ab. Die Kalenderblätter erscheinen dadurch wie kleine graphische Kunstwerke.
Hörbuch Entlarvend: „Die Tasche“ von Houssein Kahin und Kornelia Wald als vielstimmige Lesung
Ein großer Tag für die Schule in einem Scherbenviertel: Sie soll mit dem Diversity-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet werden, für vorbildliche interkulturelle Arbeit. Mohammed, ein Einser-Schüler, soll den Preis stellvertretend entgegennehmen, doch er hält die Preisverleihung für eine Farce. Denn unter der Oberfläche brodelt es gewaltig. Dass das alles ausgerechnet an diesem Nachmittag hervorbricht, liegt an einer großen, schwarzen Sporttasche, die bei der Veranstaltung unter der Bühne der Aula liegt. Das Ensemble bestehend aus Mo Issa, Via Jekeli, Max Hegewald und Luise von Finckh schlüpft in unterschiedliche Rollen, liest Chat- und Audionachrichten und liefert souverän eine hochspannende Lesung ab, die zeigt, wie erschreckend leicht Misstrauen und Vorurteile eine Gemeinschaft vergiften können.
Literatur Ungetrübter Blick aufs Alter: Sabine Peters und ihr Roman „Die dritte Hälfte“
Doc ist 67 Jahre alt, aber praktiziert immer noch. Er will seine Patienten nicht im Stich lassen. Oder vielleicht wüsste er mit sich selbst gar nicht so viel anzufangen. Der Übergang ins Alter ist gar nicht so einfach – das merkt er auch an seiner Schwester, seiner Nachbarin oder seinem alten Freund Brummer. Was bedeutet das überhaupt? Dass die ersten Zipperlein beginnen? Dass man nicht mehr gebraucht wird? Oder für andere Dinge als vorher? Sabine Peters hat einen stillen, ehrlichen und klugen Roman über das Alter geschrieben oder das, was uns alle erwartet, wenn die Vergangenheit mehr Raum beansprucht als die Zukunft.
Buchkritik Richard Cockett – Stadt der Ideen. Als Wien die moderne Welt erfand
Der Brite Richard Cockett beleuchtet in „Stadt der Ideen“, wie die österreichische Hauptstadt zu einem Laboratorium der Moderne wurde.
Rezension von Roman Kaiser-Mühlecker