Serie

ZDF-Serie „Füxe“: Traum vom Aufstieg in einer Burschenschaft

Stand
Autor/in
Karsten Umlauf

Sie heißen Teutonia, Suevia oder Arminia und beschwören Zusammenhalt, Tradition und oft auch Volk und Vaterland. Mit ihren Mützen und bunten Bändern wirken Studentenverbindungen wie aus der Zeit gefallen. Doch sie üben mit ihren Netzwerken und Seilschaften immer noch großen Einfluss aus. Die ZDF-Miniserie „Füxe“ erzählt von einem jungen Kosovo-Deutschen, der auf gesellschaftlichen Aufstieg hofft. Und sich unter falschem Namen einer Verbindung anschließt.

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Unter falschem Namen wird Adem im Korps aufgenommen

Adem Kameri ist auf Wohnungssuche. In die hedonistische Studi-WG passt der adrett gekleidete BWL-Student nicht wirklich rein. Das supergünstige Zimmer in einer alten Villa klingt verlockend, aber es scheint für Adem, dessen Eltern aus dem Kosovo geflüchtet sind, nicht erreichbar. So erklärt es ihm zumindest die Jurastudentin Mina, die er bei der Wohnungsbesichtigung kennengelernt hat.

Was er Mina erstmal nicht erzählt: dass er sich kurz darauf beim Korps „Gothia“ vorstellt, allerdings unter dem Namen Adam Kamer und er wird mit offenen Armen empfangen. Außerdem mit alten Fahnen, Bildern und Sprüchen von Ehre und Zusammenhalt, die die anderen Jungs zunächst auch nur so halb ernst zu nehmen scheinen.

Adems (Valon Krasniqi) falsche Identität setzt ihn unter großen Druck. ZDF Miniserie „Füxe - Ich bin der, der ich bin“.
Student Adem Kameri (Valon Krasniqi) verschleiert seine kosovarische Herkunft, um bei einer traditionellen Studentenverbindung ein günstiges Zimmer zu bekommen. Bild in Detailansicht öffnen
Vincent (Vito Sack, r.), Co-Senior der Studentenverbindung, zeigt dem Fux Adem (Valon Krasniqi, l.) die richtige Paukhaltung. ZDF Miniserie „Füxe - Ich bin der, der ich bin“.
Als Adam Kamer bekommt er das Zimmer, und es gefällt ihm wider Erwarten gut, bei diesen kameradschaftlichen jungen Männern in der großen Villa mit regelmäßigem Fechttraining. Im Bild: Vincent (Vito Sack, r.), Co-Senior der Studentenverbindung, zeigt dem Fux Adem (Valon Krasniqi, l.) die richtige Haltung. Bild in Detailansicht öffnen
Adem (Valon Krasniqi, M.) wird für seine erste Mensur von seinen Kameraden eingekleidet. ZDF Miniserie „Füxe - Ich bin der, der ich bin“.
Adem (Valon Krasniqi, M.) wird für seine erste Mensur von seinen Kameraden mit Kettenhemd und einer Stahlmaske eingekleidet. Bild in Detailansicht öffnen
Adem (Valon Krasniqi) betrachtet die frische Wunde nach seiner ersten Mensur. ZDF Miniserie „Füxe - Ich bin der, der ich bin“
Adem (Valon Krasniqi) betrachtet die frische Wunde nach seiner ersten Mensur. Innerhalb der Verbindungen geht es von Anfang an um den Aufstieg in der Hierarchie. Die jungen „Füxe“ streben nach oben. Bild in Detailansicht öffnen
Mina (Roxana Samadi) hat Probleme mit dem Doppelleben von Adem (Valon Krasniqi). ZDF Miniserie „Füxe - Ich bin der, der ich bin“
Als seine Freundin Mina (Roxana Samadi) von Adems falscher Identität erfährt, ist sie geschockt. Dennoch lässt sie sich auf den Besuch einer Party in der Corps-Villa ein. Bild in Detailansicht öffnen
Während einer Veranstaltung des Corps singen Paul (Ferdinand Lehmann, M.), Vincent (Vito Sack, l.) und Jens (Clemens Bobke, r.) vor den "Alten Herrn" ein Studenten-Lied zur Eröffnung des Abends.. ZDF Miniserie „Füxe - Ich bin der, der ich bin“.
Während einer Veranstaltung des Corps singen Paul (Ferdinand Lehmann, M.), Vincent (Vito Sack, l.) und Jens (Clemens Bobke, r.) vor den „Alten Herrn“ ein Studenten-Lied zur Eröffnung des Abends. Bild in Detailansicht öffnen
Die Corps-Brüder Timo (Michael Schweisser, l.), Vincent (Vito Sack, 2.v.l), Paul (Ferdinand Lehmann, 3.v.l), Sven (Kasimir Pretzschner, 3.v.r.) und Jens (Clemens Bobke, 2.v.r.) feiern das erste Mal gemeinsam mit „Fux“ Adem (Valon Krasniqi, r.) im Club. ZDF Miniserie „Füxe - Ich bin der, der ich bin“.
Erstmals feiern die Corps-Brüder Timo (Michael Schweisser, l.), Vincent (Vito Sack, 2.v.l), Paul (Ferdinand Lehmann, 3.v.l), Sven (Kasimir Pretzschner, 3.v.r.) und Jens (Clemens Bobke, 2.v.r.) gemeinsam mit „Fux“ Adem (Valon Krasniqi, r.) im Club. Bild in Detailansicht öffnen

Differenzierte Sichtweise auf Verbindungen

Mit der quasi militärischen Hierarchie, die Neuankömmlinge erst mal als Spähfüchse, später dann als sogenannte Brandfüchse einordnet, scheint Adem klarzukommen, sogar mit dem schrulligen Latein und dem merkwürdigen Stolz, eine schlagende Verbindung zu sein.

Natürlich steht der Vorwurf und das Vorurteil der konservativ bis rechtsnationalen Gesinnung im Raum und die Serie versucht sich in der Differenzierung. 

Zwischen Verbindungen im Allgemeinen und politisch ausgerichteten Burschenschaften im Speziellen gibt es Unterschiede, lernt man. Die „Gothia“-WG entpuppt sich als ein Sammelbecken: für rechte Karrieristen mit „Gelobt sei was hart macht“-Geschwafel, aber auch für lebenslustige Snobs und gedankenlose Vatersöhnchen, denen die „Verbindung“ einen Zugang zur wirtschaftlichen Elite verspricht.

Vincent (Vito Sack, r.), Co-Senior der Studentenverbindung, zeigt dem Fux Adem (Valon Krasniqi, l.) die richtige Paukhaltung. ZDF Miniserie „Füxe - Ich bin der, der ich bin“.
Rechte Karrieristen, Snobs oder Vatersöhnchen: Die Verbindung „Gothia“ entpuppt sich als ein Sammelbecken unterschiedlicher Lebensentwürfe. Im Bild: Vincent (Vito Sack, r.), Co-Senior der Studentenverbindung, und Fux Adem (Valon Krasniqi, l.).

Konservatives Netzwerk alter und junger weißer Männer

Es ist ein konservatives Netzwerk alter und junger weißer Männer für Karriere und Kumpanei. Und wie sich Adem bzw. Adam darin bewegt, sich anpasst, daran teilweise Gefallen findet, weil er Anerkennung bekommt und eine Chance sieht, den Migrantenstatus seiner Eltern zu überwinden, das macht den Reiz der Serie aus.

Und es funktioniert, weil es Hauptdarsteller Valon Krasniqui schafft, die Rolle als Adem mit Energie und Warmherzigkeit zu füllen und dabei trotzdem ambivalent und undurchschaubar zu bleiben.

Spiel mit Klischees

Dass Adem seine Herkunft zunächst verleugnen muss, dass er unehrlich ist gegenüber seinem Schwarm Mina, daraus hätte „Füxe“ durchaus noch mehr dramatisches Kapital schlagen können.

Die für das kleine Fernsehspiel im ZDF entstandene vierteilige Serie bewahrt sich aber so ihren offenen Charakter, der mit Klischees spielt, ohne ihnen auf den Leim zu gehen. Dem jungen Team um die Autoren Joe Hofer und David Clay Diaz gelingt es, das drängende Thema Klassismus und soziale Herkunft mit dem ungewöhnlichen Setting der Studentenverbindung zu einer unterhaltsamen und moralisch schillernden Story zu kombinieren.

Trailer zur Mini-Serie „Füxe“ in der ZDF-Mediathek:

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