Near-Future-Serie aus Japan auf Apple TV+

Homebot Sunny hilft bei der Trauerarbeit

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Autor/in
Karsten Umlauf

Mensch und Maschine: Das Verhältnis wird angesichts von KI und technikunterstütztem Alltag immer enger. Pflegeroboter können schon Teile der Care-Arbeit übernehmen. In einer neuen japanischen Serie auf Apple TV+ ist solch ein Roboter zu ganz besonderen Dingen fähig. „Sunny“ heißt die Serie, genau so wie der sogenannte Homebot, um den es darin geht.  

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Homebot gegen die Trauer

Suzie Sakamoto ist verzweifelt. Ihr Mann Masa und ihr Sohn Zen sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. So heißt es jedenfalls, die Suche läuft noch. Da bekommt sie Besuch von einem merkwürdigen Alten, der ihr ein Geschenk von ihrem Mann vorbeibringt, einen Heimroboter, einen sogenannten „Homebot“ mit Namen Sunny.

Das weiße Gerät mit Greifarmen, einem kugelrunden Leuchtekopf und mangamäßigen Riesenaugen ist nett und freundlich. Was erst mal nicht auf Gegenseitigkeit beruht. 

Filmstill
Suzie (Rashida Jones) muss feststellen, dass sie einiges von ihrem Mann nicht wusste.

Blutige Geheimnisse und mafiöse Verbindungen

Sunny reißt Suzie aus ihrer Trauer – weil sie realisiert, dass sie vieles von ihrem Mann nicht wusste. Bisher dachte sie, Masa würde Kühlschränke produzieren. Aber offensichtlich war er einer der führenden Programmierer in Robotertechnologie.

Im Zusammenhang mit seinem Verschwinden gilt es einige blutige Geheimnisse aufzudecken. Dabei ist Suzie die Mafiaorganisation der Yakuza auf den Fersen. 

Filmstill
Obwohl Suzie (Rashida Jones) sich anfangs gegen Sunnys Versuche sträubt, die Leere in ihrem Leben auszufüllen, entwickeln die beiden nach und nach eine unerwartete Freundschaft. Gemeinsam decken sie die dunkle Wahrheit darüber auf, was wirklich mit Suzies Familie passiert ist.

„Sunny“ ist ein wilder Genremix

„Sunny“ ist als Serie ein faszinierend wilder Genre-Mix: Mafiafilm und Mystery meets Anime und Retro-Science-Fiction. Eine sehr eigene, originelle Welt gewürzt mit absurdem Humor, die irgendwie auch an tarantinohafte B-Movies erinnert.

Japan vermittelt sich vor allem im zweisprachigen Original als alternde Männergesellschaft und als Land, in dem sich Hochtechnologie und Tradition spannungsvoll verbinden.

Was unterscheidet Mensch und Maschine?

Die Roboter machen die Auseinandersetzung von Natur und Technik interessanterweise sehr haptisch und wenig virtuell, dabei geht es um die Gefahr, die im Missbrauch moderner Technologie liegen kann. Aber auch um Fragen, was das Menschsein wirklich ausmacht.

Inwieweit ist Empathie programmierbar? Was tun wir, um mit anderen in Beziehung zu bleiben? Und wie gehen wir um mit Verlust, Trauer und dem Gefühl, fremd zu sein?

Filmstill
Der japanische Schauspielstar Hidetoshi Nishijima spielt Suzies verstorbenen Mann Masa Sakamoto.

Frischer, düsterer Zugang zum Thema KI

Mit Rashida Jones als Suzie und dem japanischen Schauspielstar Hidetoshi Nishijima als Masa, aber auch Nebendarstellern wie Annie the Clumsy oder Yukiko Ehara gelingt der Serie ein frischer, düster komischer Zugang zum Thema Künstliche Intelligenz. Und die erscheint hier im Vergleich zu manchen natürlich menschlichen Ideen bemerkenswert human.

Trailer „Sunny“, ab 10.7. auf Apple TV+

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