Gespräch mit Regisseur Tim Evers

ARD Dokuserie „Angela Merkel“ zeigt eine vielfach unterschätzte und missverstandene Politikerin

Stand
Interview
Wilm Hüffer

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16 Jahre lang lenkte Angela Merkel die Geschicke der Republik, oft weitgehend geräuschlos. Viele jüngere Menschen haben bis zu Merkels Rückzug 2021 nie jemand anderes im Kanzleramt erlebt als sie, die promovierte Physikerin aus dem Osten, die Quereinsteigerin in die Politik, die nüchterne, effiziente Managerin.

Angela Merkel im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau, 2015.
Schlüsselszenen in der Karriere von Angela Merkel: Die Kanzlerin im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau, 2015. Bild in Detailansicht öffnen
Angela Merkel in ihrem Büro 1991
Quereinsteigerin Merkel: Die neue Bundesministerin für Frauen und Jugend in ihrem Büro in Bonn, Februar 1991. Bild in Detailansicht öffnen
Angela Merkel, Friedrich Merz und Edmund Stoiber klatschen und lächeln
CDU-Fraktionschef Friedrich Merz, CDU-Chefin Angela Merkel und Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (v.l.n.r.) bei einer Veranstaltung in Berlin, 2002. Bild in Detailansicht öffnen
Angela Merkel und Wladimir Putin beugen sich zueinander und sprechen 2007
Kanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin beim EU-Russland-Gipfel 2007. Bild in Detailansicht öffnen
Angela Merkel im Bundestag, Gerhard Schröder schüttelt ihr die Hand, Gregor Gysi applaudiert daneben
Als Angela Merkel 2005 zur ersten Kanzlerin Deutschlands gewählt wird, gratuliert zuerst Konkurrent Gerhard Schröder. Bild in Detailansicht öffnen
Angela Merkel mit einer FFP2-Maske
Angela Merkel mit Maske beim Treffen des Europäischen Rats am 22. Oktober 2021. Bild in Detailansicht öffnen
Plakat gegen die Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer AfD-Demo in Berlin.
Auch Kritik gibt es an Angela Merkel: Plakat gegen die Bundeskanzlerin auf einer AfD-Demo in Berlin. Bild in Detailansicht öffnen

Von wegen „Sie kennen mich“  

Wie sich dieses Image in den vergangenen drei Jahren entwickelt hat, zeigt die fünfteilige Dokumentation „Angela Merkel - Schicksalsjahre einer Kanzlerin“ von Regisseur Tim Evers, zu sehen in der ARD Mediathek.

Im Interview mit SWR Kultur berichtet er von einer Frau, die vielfach missverstanden und unterschätzt und trotz aller Vertrautheit auch engen Weggefährten rätselhaft geblieben ist.

ARD Mediathek Angela Merkel – Schicksalsjahre einer Kanzlerin

Angela Merkel, Deutschlands erste Bundeskanzlerin, beendete 2021 nach 16 Jahren die "Ära Merkel" und mit ihr ein Aufstieg von "Kohls Mädchen" zur "mächtigsten Frau der Welt".

Mehr Dokus in der ARD Mediathek

Gespräch Doku „Ernstfall – Regieren am Limit“ zeigt eine Politik der Atemlosigkeit

„Ich konnte die Regierung dabei beobachten, wie sie über Jahrzehnte feststehende Grundsätze über Bord geworfen hat“, sagt der Dokumentarfilmer Stephan Lamby, der die Bundesregierung fast zwei Jahre mit der Kamera begleitet hat. Seine ARD-Doku „Ernstfall – Regieren am Limit“ zeigt, wie sehr der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die Koalition belastet hat.
Körperliche und geistige Belastungsproben
Stephan Lamby wollte eigentlich einen ganz anderen Film machen, als er im Dezember 2021 anfing, die neue Bundesregierung mit der Kamera zu begleiten. Nämlich darüber, wie diese das Land in Richtung Klimaneutralität umbauen würde.
Stattdessen passierte der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Im Moment der vielbeschworenen Zeitenwende beobachtete Lamby, wie die Regierung über Jahrzehnte feststehende Grundsätze über Bord geworfen hat. Waffen wurden in ein Kriegsgebiet geliefert, Kohlekraftwerke am Leben erhalten, Schulden aufgenommen.
Lambys Film zeige, mit welcher Atemlosigkeit in dieser Zeit Politik gemacht werden müsse. „Ich war innerhalb weniger Tage mit dem Kanzler in Peking, mit dem Vizekanzler in Singapur, das sind ewig lange Flüge. Man ist kurz zuhause, dann geht’s wieder los“, sagt Lamby. Sowohl körperlich als auch geistig sei das eine Herausforderung.
Im zweiten Regierungsjahr brach Streit aus
„Insbesondere das erste Jahr war eine unglaubliche Herausforderung für die Regierung“, sagt Larmy, denn innerhalb weniger Tage habe eine neue Außen-, Sicherheits- und Energiepolitik entworfen werden müssen. Das habe die Regierung insgesamt gut hinbekommen. Im Gegensatz dazu habe man sich im zweiten Jahr vor allem mit sich selbst beschäftigt. Dann brachen die großen Streitereien aus. Somit fällt Lambys Bilanz zur Halbzeit durchwachsen aus.
Ein verlorenes Jahrzehnt
Neben seinem Dokumentarfilm hat Stephan Lamby auch ein Buch mit dem gleichen Namen veröffentlicht, in dem er die Frage stellt, wie wir in Zukunft auf unsere Zeit zurückblicken werden. Lambys These: Wir werden nicht von den Goldenen Zwanzigern, sondern von den Verlorenen Zwanzigern sprechen.
Das Wissen über die globalen Herausforderungen durch den Klimawandel sei vorhanden. Die wichtigen Akteure handeln aber nicht konsequent genug, um das Ruder herum zu reißen.“

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Serie in der ARD Mediathek Smart und skrupellos: „Wo wir sind, ist oben“ über Lobbyisten in der Politik

Rund 29.000 Lobbyisten treiben sich allein in Brüssel herum, in Berlin kommen auf jede Abgeordnete über 40 Lobbyvertreter*innen. Die ARD Mediathek greift das Thema im modernen Unterhaltungsfernsehen auf und arbeitet sich divers und quer durch das politische Meinungsspektrum. Gegen Ende der Serie entsteht sogar dramatische Tiefe.

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