Mithilfe von KI erwecken Start-Ups Tote wieder zum Leben: Künftig könnten Trauernde mit künstlichen Avataren ihrer verstorbenen Liebsten in Kontakt treten. Was passiert, wenn der Traum von Unsterblichkeit zum Produkt wird? Moritz Riesewieck und Hans Block gelingt mit „Eternal You“ ein berührender, aber auch gespenstischer Film über die Sehnsucht nach dem ewigen Leben.
Hinterbliebende erhoffen sich einen Abschluss
Die beiden Filmemacher Hans Block und Moritz Riesewieck haben für ihren Dokumentarfilm „Eternal You – vom Ende der Endlichkeit“ jene Start-Up-Pioniere begleitet, die ihre KI-Avatare erstmals mit Trauernden getestet haben.
Im Gespräch mit SWR Kultur erklärt Moritz Riesewieck, dass sich Trauernde bei den Gesprächen mit den KI-Simulationen vor allem erhofften, mit dem Verlust abzuschließen. Dieses eine klärende Gespräch zu führen, dass sie zu Lebzeiten nicht führen konnten. Richtig Frieden würden aber die wenigsten finden.
Lukratives Geschäft mit Trauer
Unter den Entwicklern seien auf der einen Seite neugierige Tüftler, die ausprobieren wollen, was mit der KI-Technologien alles möglich ist, so Riesewieck. Auf der anderen Seite stünden jedoch auch Unternehmen, die hinter der Avatar-Technologie ein lukratives Geschäft mit Trauernden sehen.
Die Filmemacher stellen fest, dass sich Menschen in Westeuropa immer mehr von Religionen abwenden und sich nach neuen Heilserzählungen für das Leben nach dem Tod sehnen. Die Start-Ups kommen eben diesem Wunsch nach, mit dem Versprechen, die Toten mittels der KI-Avatare weiterleben zu lassen.
Simulation menschlicher Beziehungen
Wenn von KI die Rede ist, geht es oft um die Zukunft der Arbeitswelt und dass KI die Arbeitsplätze bedroht. Diese Sorgen sind in Riesewiecks Augen zwar berechtigt, würden aber von den Feldern ablenken, in denen KI schon heute eingesetzt wird. Die Simulation von menschlichen Beziehungen, wie die KI-Avatare von Toten, sieht er dabei als kritische Entwicklung.
Viele Menschen in Westeuropa hätten gar nicht mehr die Möglichkeit, in Gemeinschaft von anderen zu trauern. Für viele sind diese Rituale des kollektiven Trauerns längst obsolet geworden. Eben diese Menschen sehnen sich nach neuen digitalen Formen des Trauerns und Gedenkens. Doch es muss laut Riesewieck eben genau hingesehen werden, was diese Simulationen der Toten bei den Trauernden anrichten.