Biopic trifft RomCom

Die Tennis-Lovestory schlechthin: Film über Steffi Graf und Andre Agassi auf Amazon Prime

Stand
AUTOR/IN
Karsten Umlauf

„Perfect Match“ erzählt die Liebesgeschichte zweier Megastars des Tennis: Steffi Graf und Andre Agassi – ein bisschen Biopic, ein bisschen romantische Komödie. Florian Gallenberger zeichnet ein romantisiertes, aber charmantes Bild der Beziehung der beiden Protagonisten.

Audio herunterladen (3,9 MB | MP3)

1991, die Zeit des Tennis-Booms

In den Katakomben des Tennisturniers von Paris 1991 redet Andre Agassi noch ziemlich abfällig von Steffi Graf als Tennis-Roboter, weil sie auf dem Platz so wenige Gefühle zeige.

"Perfekt Match": Szenen aus dem Film über Steffi Graf und Andre Agassi
1991, die Zeit des absoluten Tennisbooms: Steffi Graf (Lena Klenke) steht im internationalen Rampenlicht. Bild in Detailansicht öffnen
"Perfekt Match": Szenen aus dem Film über Steffi Graf und Andre Agassi
Da erscheint ein junger, talentierter amerikanischer Tennisprofi auf der Bildfläche: Andre Agassi (Toby Sebastian). Bild in Detailansicht öffnen
"Perfekt Match": Szenen aus dem Film über Steffi Graf und Andre Agassi
Auf einer Pressekonferenz in Paris lernen sich die beiden vor den Augen der Weltöffentlichkeit kennen. Die perfekte deutsche Tennismaschine verdreht Andre den Kopf. Bild in Detailansicht öffnen
"Perfekt Match": Szenen aus dem Film über Steffi Graf und Andre Agassi
Happy End? Ungewiss. Der Ehrgeiz bestimmt das Leben der beiden Tennisstars. Schlechte Voraussetzungen für eine Romanze. Bild in Detailansicht öffnen
"Perfekt Match": Szenen aus dem Film über Steffi Graf und Andre Agassi
Außerdem haben beide starke Vaterfiguren, deren Träume sie verwirklichen sollen. Bild in Detailansicht öffnen
"Perfekt Match": Szenen aus dem Film über Steffi Graf und Andre Agassi
Steffi lernt den scheinbar perfekten Mann kennen, Michael Bartels. Bild in Detailansicht öffnen
"Perfekt Match": Szenen aus dem Film über Steffi Graf und Andre Agassi
Andre Agassi heiratet schließlich die US-Schauspielerin Brooke Shields (Bianca Bardoe). Bild in Detailansicht öffnen
"Perfekt Match": Szenen aus dem Film über Steffi Graf und Andre Agassi
Steffi hingegen ist voll mit privaten Krisen beschäftigt: die Haftstrafe des Vaters und die Trennung ihrer Eltern. Bild in Detailansicht öffnen
"Perfekt Match": Szenen aus dem Film über Steffi Graf und Andre Agassi
Doch 1999 kommen sich Steffi und Andre sportlich und privat wieder näher. Bild in Detailansicht öffnen

Kurze Zeit später sitzen die beiden zufällig gemeinsam bei einer Pressekonferenz und der als Tennis-Rockstar gefeierte Amerikaner lernt die schlagfertigen Seiten von Steffi Graf kennen, als es um Frisuren und Tennismode geht.

Film ohne Echtheitszertifikate

Beides ist in Wirklichkeit so wohl nicht passiert, aber auf Echtheitszertifikate legt es der Film von Florian Gallenberger ohnehin nicht an. Er stützt sich sicher auf die Autobiografie von Agassi, ansonsten reicht es, dass es „möglicherweise so gewesen sein“ könnte.

„Perfect Match“ erzählt, wie sich die beiden in Wimbledon auf dem gemeinsamen Siegerfoto zulächeln und sich dann langsam über mehrere Jahre weg- und wieder aufeinander zubewegen.

Um Sport geht es kaum

Andre dümpelt eine Weile in einer High Society-Ehe mit Brooke Shields herum, während Steffi mit dem Rennfahrer Michael Bartels liiert und im heimischen Brühl damit beschäftigt ist, ihr Leben langsam selbst in die Hände zu nehmen

Die wenigen Aufnahmen vom Tennis-Platz, die charakteristischen Bewegungsabläufe spielen Toby Sebastian als Andre Agassi und Lena Klenke als Steffi Graf erstaunlich gut nach.

Aber im Gegensatz zu den vielen Tennis-Dokus, die zur Zeit grassieren oder auch den Boris Becker Filmen, selbst zum Kinofilm „Challengers“ geht es hier am wenigsten um den Sport.

Kitschig, aber behutsam erzählt

Es geht um überehrgeizige Väter, um die reale Gefahr, durch den Erfolgsdruck den Spaß am Leben zu verlieren. Und der Film stellt die ähnlichen Kindheits- und Lebenserfahrungen der beiden schön nebeneinander.

„Perfect Match“ ist aber in erster Linie eine oftmals überraschend stimmige Mischung aus Biopopic, „RomCom“ und klassischem Liebesfilm, der die These verfolgt, dass die beiden schon immer füreinander bestimmt waren, was er bei allem romantischen Gespür behutsam und zurückhaltend erzählt.

Ein Match mit zwei Gewinnern

Natürlich ist das auch kitschig, keine Frage, die Nebenfiguren sind größtenteils Pappmaché, aber vor allem Lena Klenke belebt den Film mit ihrem verschmitzten Charme und einer untergründigen Lebenslust, die der in der Öffentlichkeit größtenteils doch unnahbar und unbekannt gebliebenen Figur Steffi Graf gut zu Gesicht steht.

Dass es zwischen ihr und Andre Agassi nun seit 25 Jahren perfekt und offenbar geräuschfrei passt, sei ihnen gegönnt. Zur Abwechslung mal ein „Match“ bei dem beide als Gewinner auf dem Platz stehen.

Von Formel 1 bis Tennis Drama bis in die Kabine: Das neue Geschäft mit den Hochglanz-Sportdokus

Formel 1, Golf, Tennis und natürlich König Fußball: Das Geschäft mit den Sport-Dokumentationen boomt in den letzten Jahren. Doch was macht dieses Genre plötzlich so populär?

Mehr Biopics

Film Biopic über den Musiker und Polit-Aktivisten: „Bob Marley: One Love"

Superhelden und Weltrettung locken immer weniger Zuschauer ins Kino, daher setzt die Kinoindustrie setzt auf Biopics über SängerInnen oder Musikgruppen. Bei Bob Marley stehen sein Aktivismus und seine Botschaft im Zentrum. Der Film neigt dazu, den Sänger zu idealisieren, als jemand der die Aufgabe hat, die Welt durch seine politisch-romantischen Texte zu retten.

SWR Kultur am Samstagnachmittag SWR Kultur

Rock'n'Roll und Rebellion „Die schöne Rebellin“ auf Netflix: Die jungen Jahre der Gianna Nannini

Die Italienerin Gianna Nannini ist seit jeher eine Künstlerin, die polarisiert: Das Netflix-Biopic „Die schöne Rebellin“ zeigt nun ihren Kampf gegen Konventionen und ihren holprigen Aufstieg zur Rock-Ikone. Doch der Film endet abrupt im Jahr 1983.

Biopic „Cristóbal Balenciaga“ auf Disney+ Damals wie heute: Die Designs von Balenciaga stellen die Modewelt auf den Kopf

Gerade Linien statt Wespentaille: Cristóbal Balenciaga befreite die Haute Couture vom Prinzessinnen-Chic und setzte in den 1950er-Jahren zeitlose modische Maßstäbe.

Stand
AUTOR/IN
Karsten Umlauf