Auf wenige Serienfortsetzungen warten Fans in diesem Herbst so sehnsüchtig wie auf die neue Staffel von „The Crown“. Gerade mit dem Tod von Elisabeth der II. ist das englische Königshaus wieder sehr in den Fokus gerückt. Staffel vier endet wo die zu Lebzeiten der Queen wohl schwierigste Zeit anbrach: Anfang der 90er Jahre lag die Ehe von Charles und Diana in Trümmern, die öffentliche Schlammschlacht ließ aber noch auf sich warten.
Lady Di sucht die Befreiung aus dem goldenen Käfig
Thronfolger Charles ist 1991 auf der Suche nach positiven Schlagzeilen. Die Idee: Eine Italienkreuzfahrt soll als „zweite Hochzeitsreise“ von Charles und Diana verkauft werden.
Tatsächlich wirkt die Reise mit den noch jungen Söhnen William und Harry und einer kleinen Entourage ziemlich harmonisch - nach außen. Nichts ist mehr märchenhaft in dieser Ehe, allenfalls der goldene Käfig, in dem Di gefangen ist und aus dem sie sich gerne befreien würde. Und sei es mit einem Enthüllungsbuch, für das sie heimlich Tonbandaufnahmen nach draußen schmuggeln lässt.
Die „Firma“: ein verschlungenes Konstrukt aus Tradition, Glaube und Glamour
Die „Firma“, das „System“, dieses verschlungene Konstrukt aus Tradition, Glaube, Glamour und gesellschaftlicher Funktion und Erwartung. Macht und Mühsal des englischen Königshauses - daran arbeitet sich auch die fünfte Staffel von Peter Morgans Serie „The Crown“ ab.
Das Problem dieser Staffel von „The Crown“ ist, dass die Serie einem ihre Metaphern und Bezüge penetrant unter die Nase reibt, damit aber nur beweist, dass sie mit aller Macht mehr sein will als eine Adelssoap. Und manchmal ist sie das auch.
Sie fragt, inwiefern die Monarchie oder auch die BBC zum Kern dieses Landes gehören, zu seiner Architektur. Oder ob diese Institutionen als alt und ehrwürdiges Mobiliar nur noch zum Ausstellungsstück taugen. Aber dann verliert sie sich wieder in einer Vielzahl an Schauplätzen, einer langen Nebenstory über die Familie Al-Fayed, und nicht allzu erhellenden Dialogen an langen Tafeln.
Staffel fünf wirkt wie ein Sturm in der Teetasse
Natürlich sind Kostüme und Besetzung fantastisch; Elizabeth Debicki als Diana oder auch Dominic West als Charles nähern sich den Originalen in Gestik, Haltung und Ausstrahlung unfassbar gut an. Imelda Staunton wirkt als alternde Elizabeth manchmal schon etwas zu tantig, scheint sich aber auch der Gefahr bewusst, dass sie mehr und mehr zum wächsernen Abbild ihrer selbst wird.
Sollte sich der neue König Charles III. das tatsächlich anschauen, dürfte ihm Vieles davon nicht schmecken. Angesichts der existenziellen Probleme, denen er sich aber in seiner realen Regentschaft zu stellen hat, wirkt diese Serie zunehmend wie ein Sturm in der Teetasse.