Die Regisseurin Soleen Yusef flüchtete als Kind mit ihrer Familie aus dem Irak nach Deutschland. Bevor sie später an der Filmakademie Baden-Württemberg studierte, musste sie sich in Berlin an einer Brennpunktschule durchsetzen. Ihre Geschichte hat sie jetzt in einem ungewöhnlich ungeschönten Kinderfilm verarbeitet.
Ganz unten in der Schul-Hackordnung
Wer eine Brennpunktschule im Berliner Bezirk Wedding besucht, gehört eher nicht zu den Siegern der Gesellschaft. Auf dem Pausenhof wird gepöbelt und geprügelt. In den Klassenräumen kann sich kaum ein Lehrer durchsetzen. Als die 11-jährige Kurdin Mona hier landet, steht sie in der Hackordnung ganz unten. Sei es, weil das Flüchtlingsmädchen olle Klamotten trägt, kaum Deutsch spricht oder weil es irgendwie fremd wirkt. Dabei haben die meisten Kinder hier einen Migrationshintergrund.
Fußball-Talent beschleunigt die Integration
Der verständnisvolle Sportlehrer, genannt Herr Che, wird Monas Ankerpunkt. Als Coach des Mädchen-Fußballteams erkennt er Monas Talent. Für das anstehende Turnier der Berliner Schulen stellt er sie ins Tor.
Doch bis sie und ihre Mitspielerinnen zueinander finden, ist es ein langer Weg mit vielen Rückschlägen. Regisseurin und Drehbuchautorin Soleen Yusef erzählt Monas Geschichte für einen Kinderfilm ungewöhnlich ungeschönt und durchaus skeptisch, was den Zusammenhalt der Gemeinschaft angeht.
Wo normalerweise eine Gruppe loyaler Freunde Hindernisse gemeinsam überwindet, muss Mona sich den Respekt ihrer Mitschülerinnen immer wieder neu erkämpfen. Mobbing, Streitigkeiten und Vorurteile erschweren das Zusammenwachsen des Teams.
Dabei haben die Underdogs aus dem Wedding nur gemeinsam überhaupt eine Chance im entscheidenden Spiel gegen die rich kids aus Charlottenburg.
Regisseurin Soleen Yusef erzählt ihre eigene Geschichte
In „Sieger sein“ erzählt die Deutsch-Kurdin Soleen Yusef ihre eigene Geschichte. 1996 floh sie als Neunjährige mit ihrer Familie aus dem Nordirak nach Deutschland. Ihre Fußball-Leidenschaft half ihr, sich an der rauen Weddinger Schule zu behaupten. Diese Erfahrungen hat sie zu einem Film kondensiert, der authentisch aus einem migrantischen Milieu erzählt, spielerisch leicht und mit großer Ernsthaftigkeit zugleich.
„Sieger sein“ begegnet seinem jungen Publikum auf Augenhöhe. Diesem mutet Yusef auch Rückblenden zu, die zeigen, wie Monas Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien flieht oder wie ihre Lieblingstante im bewaffneten Widerstand gegen Assad verschwindet.
Großartiges Ensemble von Kinder-Laiendarstellern
Zudem zeichnet die Regisseurin ein deutlich realistischeres Bild von Schule als man es gemeinhin in Kinderfilmen sieht. Das großartige Ensemble von Kinder-Laiendarstellern zeigt rau und unverstellt die ganze Bandbreite einer heterogenen Schule, die für die Kinder ein wichtiger sozialer Ort ist.
Ein Problemfilm ist „Sieger sein“ trotz der vielen verhandelten Probleme nicht. Er ist rotzig, witzig und voller Energie. Auch dürfte er vielen Kindern, die sich in bürgerlichen Wohlstandslebenswelten wie „Hanni und Nanni“ oder der „Schule der magischen Tiere“ nicht wiederfinden, das Gefühl geben, gesehen zu werden.
Trailer „Sieger sein“, ab 11.4. im Kino
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