Das Festival „Series Mania“ hat das nordfranzösische Lille eine Woche lang in Serienfieber versetzt. Im internationalen Wettbewerb wurde die vom SWR koproduzierte ARD-Serie „Herrhausen“ mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Die Serie erzählt von den letzten zwei Jahren des Deutsche-Bank-Managers Alfred Herrhausen und kommt voraussichtlich im Herbst heraus, im Ersten und in der ARD Mediathek.
Oliver Masucci spielt Alfred Herrhausen als charismatischen Tempodenker
„Herrhausen - Der Herr des Geldes“ handelt von den letzten zwei Jahren des Deutsche-Bank-Managers Alfred Herrhausen. Er ist im November 1989 bei einem Autobombenanschlag ums Leben gekommen. Oliver Masucci spielt ihn eindrucksvoll als Charismatiker und Tempodenker.
Einer, dem Eitelkeit und Machtstreben nahe liegen, der aber trotzdem versucht, Eigennutz und soziale Verantwortung zusammen zu denken. Mit der Idee von einem Schuldenerlass für arme Länder bringt er 1987 viele gegen sich auf. Dabei diskutiert er schon im Stillen mit Kanzler Helmut Kohl über Kredite für den bankrotten Klassenfeind, die Sowjetunion.
Bis heute viel Unklarheit beim Herrhausen-Attentat
Für Herrhausens Tod wird zwar die RAF verantwortlich gemacht, aber im Grunde ist noch sehr vieles in dem Zusammenhang ungeklärt. Das macht diese Serie, die auch gut als Politthriller funktioniert, zusätzlich spannend. Bei uns wird sie wohl im Herbst um den Tag der Deutschen Einheit zu sehen sein.
Fernsehsender dominieren das Festival vor den Streamern
Aus Deutschland erlebten noch die SWR-Serie „30 Tage Lust“ oder „Disko 76“ von RTL ihre Weltpremieren in Lille, sie standen aber im Unterschied zu „Herrhausen“ nicht im internationalen Wettbewerb.
Von den acht im Wettbewerb präsentierten Serien aus Australien, Norwegen oder Frankreich kamen die meisten von öffentlichen und privaten Sendern und nicht von Streamern, was zwei aktuellen Trends entspricht:
Von den US-Streiks sind die Nachwehen zwar immer noch zu spüren, aber grundsätzlich haben Streamer ihre Produktionen reduziert. Zudem zielen sie stärker auf den Mainstream-Markt. Während die Serien, die zu diesem Festival eingeladen wurden, sich dadurch auszeichnen, dass sie innovativ erzählen und am Puls der modernen Gesellschaft dran sein wollen.
Arte-Serie „Rematch“ erzählt die legendäre Schachpartie Garri Kasparow gegen Deep Blue
Die ausgewählten Festival-Serien erzählen innovativ und wollen am Puls der modernen Gesellschaft dran sein. Da schlägt eine Gruppe von schwarzen Schülern aus einem Problemviertel in einem englischen Elite-Internat auf („Boarders“).
Oder man blickt tief in eine australisch-muslimische Community zwischen Moderne und Tradition („House of gods“). Künstliche Intelligenz spielt schließlich in der Arte-Serie „Rematch“ eine tragende Rolle. Da wird die Schach-Partie von Weltmeister Garri Kasparow gegen den Super-Computer Deep Blue noch einmal aufgerollt.
Dabei wollte Kasparow nichts Geringeres als die Ehre der Menschheit verteidigen. Die Serie gewann den Großen Preis der Jury.
Dass die eigentlich interessante Wahrheit zwischen Sieg oder Niederlage, schwarz oder weiß, gut oder böse liegt, und dass sich daraus immer noch tolle Geschichten machen lassen, das hat das Festival Series Mania auf vielfältige Weise gezeigt.
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