KI im Kabarett

Tobias Mann mit neuem Programm im Mainzer Unterhaus: Mit Humor gegen digitalen Wahnsinn

Stand
Autor/in
Susanne Böhme

Der Mainzer Kabarettist Tobias Mann hat sich einiges vorgenommen in seinem neuen Bühnenprogramm: Er beleuchtet unseren digitalen Alltag und die Frage, ob und wie wir echte von gefälschten Realitäten unterscheiden können. Die grotesken und unterhaltsamen Züge des Problems kommen dabei genauso zur Sprache wie die reale Gefährdung der Demokratie.

„Es nützt nichts, den Kopf hängen zu lassen“

Tobias Mann hat sich in seinem neuen Programm das Verschwimmen von Realitäten in unserem Alltag zum Thema gemacht. Ein schwieriges, verwirrendes Feld, das den Kabarettisten auch privat beunruhigt.

Genau deshalb hat er es ausgewählt: „Es nützt nichts, den Kopf hängen zu lassen. Und ich versuche, an dem Abend Beispiele dafür zu geben, dass man selbst bei Themen, bei denen man nicht gedacht hat, lachen zu können, lachen kann.“

Den Wahnsinn der Welt musikalisch zum Schwingen bringen

Humor ist das erste Rezept aus dem Hause Mann, das zweite ist Musik. Tobias Mann schafft es immer wieder, den Wahnsinn der Welt in eingängige Melodien zu gießen und zum Schwingen zu bringen.

Das geht schon mit dem ersten Song der Show los, in dem er versucht hat, das Scrollen am Bildschirm zu thematisieren, „wo du nicht mehr aufhören kannst zu scrollen. Dieses ganze Chaos, das hab ich versucht, in ein Lied zu packen.“

Ein ganz normaler Tag auf Social Media. Ist das die echte Welt, ist die Menschheit so banal? Ist es real, ist es fake oder ist es scheißegal? Und wenn das Fake besser ist als die Realität, fängt es dann erst richtig an oder ist es dann zu spät? 

Tobias Manns Credo: sich selbst nicht so ernst nehmen

Tobias Mann ist ein nahbarer Mensch, auch auf der Bühne. Er baut die eigene Hilflosigkeit in manchen Lebenssituationen als Stilmittel ein. Sich selbst nicht so ernst nehmen, das sei sein Credo, sagt er.

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Kabarettist Tobias Mann | 1.10.2023 Zündet ein kabarettistisches Feuerwerk nach dem anderen

Er war Fastnachts-Star bei "Mainz bleibt Mainz". Und er ist mittlerweile von Deutschlands Kabarettbühnen nicht mehr wegzudenken. Genauso wenig aus Satire-Fernsehsendungen.

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Sich selbst auf die Schippe nehmen, das klappt auch digital. Diese vergnügliche und kreative Seite der IT begeistert den Mainzer. Er liebt es, damit zu experimentieren:

„Wenn wir zum Beispiel unsere Köpfe auf Affenkörpern sehen und wir uns da von Baum zu Baum hangeln. Man kann schon sehr lustige Dinge damit tun. Und andererseits ist da das Unheimliche, das uns blüht wenn das benutzt wird von Menschen, die es vielleicht nicht gut mit uns meinen.“

Sein Anliegen: die schweigende Mehrheit mobilisieren

Das gezielte Manipulieren von Tatsachen, das Generieren von gefälschten Meldungen, Bildern und Videos wird immer leichter und gefährdet die Glaubwürdigkeit aller Nachrichten, sagt Tobias Mann:

„Wir haben die Situation, dass das immer unüberschaubarer wird für den einzelnen. Dass manche dann sagen. Ok, dann glaub ich jetzt nur noch, was ich glauben will. Und das ist natürlich auch keine Lösung.“

Aufmerksam machen will Tobias Mann mit seinen Programmen. Das sei sein Beitrag zum Erhalt der Demokratie. Gerade in Zeiten von Politik- und Parteiverdrossenheit sei es wichtig, die schweigende Mehrheit zu erreichen und im besten Fall zu mobilisieren: „Insofern rufe ich jeden auf, da auf seine Art Engagement zu zeigen und die Gesellschaft auf einen besseren Weg zu führen.“

 

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