Neue ARD-Doku

10 Jahre Krieg in der Ukraine: Vassili Golod über ein Land im Dauerausnahmezustand

Stand
Interview
Maull Doris

Am 24. Februar 2024 jährt sich der Überfall Russlands auf die Ukraine zum zweiten Mal – doch die Ukraine befindet sich schon sehr viel länger im Krieg: Seit vor über zehn Jahren die Menschen auf dem Maidan für eine unabhängige Ukraine und eine Neuausrichtung Richtung Europa demonstrierten und Russland daraufhin Truppen entsandte. Die ARD-Korrespondenten Birgit Virnich und Vassili Golod blicken in der Dokumentation „10 Jahre Krieg – Wie die Ukraine für die Freiheit kämpft“ zurück.

Einzelschicksale illustrieren das große Ganze

Co-Autor Vassili Golod berichtet im SWR2-Interview von Begegnungen mit Menschen in der Ukraine, etwa mit einem Rapper, der damals auf dem Maidan den Rücktritt der Regierung forderte, mit einem Chefarzt, der angesichts des ständigen Leidens und Sterbens selbst an Depressionen erkrankte, oder mit der Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwitschuk, die fordert, dass Regierung und politische Elite in Russland zur Verantwortung gezogen werden müssen.

Sie alle eine, so Golod „ihre Überzeugung, dass sie in Freiheit, in einer Demokratie und selbstbestimmt leben wollen. Sie alle eint die Überzeugung, dass sie sich nicht dem Druck einer imperialistischen Diktatur beugen wollen.“

Vassili Golod, Journalist  Auslandskorrespondent ARD
Vassili Golod berichtet seit dem russischen Überfall auf die Ukraine als Korrespondent aus dem Kriegsgebiet. Seit September 2023 ist er Leiter des ARD-Studios in Kiew.

Unterschiedliche Lasten, gemeinsames Ziel

Zugleich zeigt Golods Dokumentation auch, welche Spannungen der Krieg in der ukrainischen Gesellschaft auslöst. Etwa in der Frage der Wehrgerechtigkeit: „Es gibt Soldaten, die seit mehr als 700 Tagen kämpfen, und andere, die bisher den Wehrdienst umgangen sind.“

Das, so der ARD-Journalist, führe zu Diskussion darüber, wie sich die Belastungen durch den Krieg gerechter verteilen ließen, oder wie gewährleistet werden könne, dass die Kämpfer vor einem Fronteinsatz eine fundierte militärische Ausbildung erhielten.

Zehn Jahre nach Kriegsbeginn zeigen Golod und seine Co–Autorin Virnich, „wie sehr dieser Krieg ins Leben aller Menschen eingedrungen ist und wie sehr den Menschen auch wichtig ist, Gerechtigkeit wieder herzustellen“.

Jetzt in der ARD Mediathek verfügbar:

Forum Zwei Jahre Angriffskrieg – Hält die Ukraine Putin stand?

Martin Durm diskutiert mit
Andrea Beer, ARD-Korrespondentin Kiew
Dr. Johannes Grotzky, Osteuropa-Experte, Universität Bamberg
Prof. Dr. Reinhard Merkel, Völkerrechtler, Universität Hamburg

SWR2 Forum SWR2

Weitere Themen zum Ukrainekrieg

Zeitgenossen Stefan Creuzberger: „Putin ist nicht Hitler, ist nicht Stalin“.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine schränkt auch Wissenschaftler ein. Das spürt die Deutsch-Russische Geschichtskommission, der Stefan Creuzberger angehört.

SWR2 Zeitgenossen SWR2

Kriegsverbrechen Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe

Soldaten vergewaltigen Frauen und Mädchen, ein besonders schreckliches Kriegsphänomen. Sexualisierte Gewalt gilt als effiziente Waffe. Fachleute beobachten: Die Verbrechen nehmen zu.

SWR2 Wissen SWR2

Buchkritik Katharina Raabe, Kateryna Mishchenko (Hrg.) – Aus dem Nebel des Krieges. Die Gegenwart der Ukraine

Von der Bilderflut des Ukraine-Kriegs handelt dieser brandaktuelle Sammelband, aber auch vom Versuch, über Momentaufnahmen hinaus seine Folgen einzuordnen.
Rezension von Judith Leister.
Suhrkamp Verlag, 288 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-518-02982-4

SWR2 lesenswert Kritik SWR2

Stand
Interview
Maull Doris