„Es war der NATO-Doppelbeschluss“, sagt Stefan Creuzberger über seine Motivation, sich Anfang der 1980er Jahre für das Studienfach „Osteuropäische Geschichte“ einzuschreiben. Ein Professor und fünf Studenten – „paradiesisch“ sei es damals an der Uni Frankfurt zugegangen.
In Moskau bei einer russisch-jüdischen Familie
Um die russische Sprache richtig sprechen zu können, ging Creuzberger, der Osteuropäische Geschichte an der Uni Rostock lehrt, für ein Jahr nach Moskau, wo ihn eine russisch-jüdische Familie aufnahm, die den Holocaust und den 2.Weltkrieg durchlitten hatte. „Trotzdem - keinerlei Vorbehalte gegenüber den Deutschen, das war faszinierend“, berichtet Creuzberger von seinen Erlebnissen in der Perestrojka-Zeit.
Das deutsch- russische Jahrhundert
Sein jüngstes, viel gelobtes, Buch „Das deutsch-russische Jahrhundert“ hat der aus Calw stammende Russland-Experte verfasst, um nach Putins Annexion der Krim 2014/15 die Debatte über Russland zu versachlichen. Die aktuelle Krieg in der Ukraine beschäftigt Creuzberger enorm, die Deutsch-Russische Geschichtskommission, der er angehört, liegt deshalb „auf Eis“.
Waffenlieferungen für die Ukraine
Creuzberger äußert sich positiv zu Waffenlieferungen für die Ukraine: „Auch von Leopard-Panzern!“ Gleichzeitig verteidigt er die Politik früherer Bundesregierungen, die zur Abhängigkeit von russischen Öl- und Gaslieferungen führte. „Selbst in den kältesten Zeiten des Kalten Krieges wurde der Gashahn, wurde der Ölhahn niemals abgedreht“, gibt er zu bedenken.
„Kaffeesatz-Leserei“ ist in seinen Augen die Debatte um mögliche Nachfolger des russischen Präsidenten. Sicher ist er sich jedoch in einem Punkt: Dass die deutsch russischen Beziehungen weiter gepflegt werden müssen. „Russland ist als Land, mit der Energie, mit den Menschen zu bedeutend, als dass wir es ausgrenzen können.“