Auch die zweite Staffel glänzt mit knalligen Farben und Popkultur-Bezügen, die Spaß machen. Die Mauer ist zwar gefallen, aber 1990 versuchen verschiedene Kräfte in Berlin, die Geschichte zurückzudrehen. Mittendrin: Kleo Straub (Jella Haase), frühere DDR-Spionin. Die Jagd nach Geheimunterlagen bringt sie in Konflikt mit CIA und KGB. Dabei holt die eigene Familiengeschichte sie ein.
Wilde Spionage-Action-Dramedyfahrt geht weiter
Die neue Staffel von „Kleo“ macht genau da weiter, wo die letzte aufgehört hat: Einen Tag, nachdem Kleo ihre Mutter besucht und enttäuscht abgezogen ist, steht sie schon wieder vor ihrer Tür.
Weiter geht die wilde Spionage-Action-Dramedy-Fahrt durch das Jahr 1990, in dem die DDR zwar schon zusammengebrochen, aber noch nicht mit dem Westen vereinigt ist. Wichtige Hinweise hat Mutti in die Pfannkuchen beziehungsweise Berliner eingebacken.
Denn ob es überhaupt zur Wiedervereinigung kommt, hat ganz entscheidend mit Kleos Familiengeschichte zu tun. Behauptet das Drehbuch.
Jella Haase muss man einfach mögen
Für die Ex-Tschekistin Kleo wird die Jagd auf den roten Koffer auch zur Suche nach sich selbst. Weil CIA und KGB die Finger mit drin haben, führt sie die Reise von Berlin über Belgrad bis nach Moskau. Dabei wird sie unterstützt von ihrem liebenswert-lästigen Lover in Spe, dem Wessipolizisten Sven (Dimitrij Schaad).
Auch wenn Jella Haase als Kleo dabei einige Gegnerinnen und Gegner wieder auf ziemlich brutale Weise aus dem Weg räumt: Ihre comichaft überzeichneten Riot-Girlie-Retro-Show mit großen Augen und Knarre im Anschlag muss man einfach mögen.
Neue Herausforderungen warten in Moskau auf Kleo
Kleo wirkt dieses Mal etwas emotionaler und verwundbarer als in Staffel eins, zumindest bis sie sich mit kindlich-trotzigem Grimmen den nächsten Herausforderungen stellen muss: der lila-haarigen Margot Honecker zum Beispiel oder dem russischen General Schukow, der Moskau mit gezielten politischen Morden den „Wind of Change“ austreiben will.
Serie erhebt keinen Anspruch auf historische Genauigkeit
„Es ist eine wahre Geschichte, aber nichts davon ist wirklich passiert“ – Das Motto aus der ersten Staffel von „Kleo“ gibt auch für die Fortsetzung die Richtung vor. Die Macher Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad wollten nicht historisch möglichst akkurat arbeiten, sondern den frischen Geist der Berliner Wendezeit einfangen.
Gerade über den vibrierenden wilden Osten, in dem eine Weile alles möglich schien, wollten sie ihre eigene Story stricken. Angereichert mit sehr originelle Nebenfiguren wie Kleos verstrahltem Mitbewohner Thilo, der mit Techno und TBC in seinem ganz eigenen Universum unterwegs ist.
Psychedelische Teppichmuster gegen sozialistisches Einheitsgrau
Die zweite Staffel gönnt ihrer Heldin mehr Tiefe, unter anderem mit Kindheitserinnerungen, die manchmal etwas zu sehr das Tempo rausnehmen. Andererseits glänzt die Serie wieder mit ihrem optischen Erfolgsrezept.
„Kleo“ setzt auf knallige Farben: königsblaue Trabis, scharlachrote Trainingsanzüge und psychedelische Teppichmuster gegen sozialistisches Einheitsgrau.
So macht die Serie mit ihren Popkultur-Bezügen zwischen Love Parade und Liebesgrüßen aus Moskau insgesamt wieder viel Spaß und weckt mit ihrer Emanzipation von Systemen und Ideologien am Ende die Neugier auf eine mögliche dritte Staffel.