Zu wenig Frauen in Führungspositionen - Was die Politik falsch macht

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Autor/in
Jonathan Hadem
Jonathan Hadem steht im Gang eines SWR-Gebäudes.

In großen deutschen Unternehmen sitzen seit Jahren weniger Frauen als Männer in Führungspositionen. Die Allbright-Stiftung setzt sich für die Förderung von Frauen in Führungspositionen ein und zieht einmal im Jahr, im September, Bilanz.

"Unter den 160 Unternehmen, die an der Frankfurter Börse notiert sind, war jeder fünfte Vorstandsposten mit einer Frau besetzt, bei den vierzig großen DAX-Konzernen war jeder vierte Vorstandsposten mit einer Frau besetzt", sagt Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der Allbright-Stiftung, die einmal im Jahr Studien zur Frauenquote in Führungspositionen veröffentlicht, in SWR Aktuell. Die Porsche-Holding sei das letzte Unternehmen unter den vierzig großen Konzernen, das noch einen rein männlichen Vorstand habe.

Allerdings gebe es an der Spitze von Aufsichtsräten und Vorständen so gut wie keine Frauen. Im internationalen Vergleich könne Deutschland nicht aufholen und bleibe weit hinter Spitzenreiter Großbritannien zurück.

Frauen werden Führungspositionen nicht zugetraut

Am weitesten seien dennoch die großen internationalen Konzerne: "Diese haben am frühesten angefangen, Maßnahmen zu ergreifen, dass Frauen in Führungspositionen kommen - das geschieht nämlich in der Regel nicht von allein." Zu den Ursachen, sagt Ankersen: "Es fällt offensichtlich unheimlich schwer, Frauen diese Positionen zuzutrauen." Hinzu komme in Deutschland immer noch das Vereinbarkeitsthema von Karriere und Familie.

Als größte Bremsen sieht sie das wenig konsequente Umsetzen der politischen Mittel:

Die Politik setzt an das oberste Ende der Karriereleiter für die Vorstände und Aufsichtsräte eine Geschlechterquote. Aber an das untere Ende, in der Zeit zwischen 30 und 40 Jahren, wo die Karrieren an Fahrt aufnehmen, aber Frauen und Männer auch gleichzeitig ihre Familie gründen, tritt die Politik auf die Bremse, indem sie das Ehegattensplitting aufrechterhält, das die Aufteilung von Haus- und Familienarbeit wie in den 1950er Jahren fördert. Das ist kein guter Anreiz für eine Vollzeittätigkeit einer Frau, die aber oft in Deutschland die Voraussetzung für eine Führungskarriere ist.

Darüber und was ihrer Meinung nach geschehen müsste, hat Wiebke Ankersen mit SWR Aktuell-Moderator Jonathan Hadem gesprochen.