Sesshaft werden in dem Sinne, dass ich nur noch kurze Strandurlaube mache, käme für mich nicht in Frage. Da würde ich, glaube ich, eingehen.
Astrid Därr: schon als kleines Kind auf Abenteuerreise
Wie eine gute Reise aussieht, dazu hat wohl jede:r eine ganz eigene Meinung. Für die Autorin und Reise-Journalistin Astrid Därr ist Reisen ein integraler Bestandteil ihres Lebens – und das schon von Kindesbeinen an. Ihre Eltern nahmen sie schon als Einjährige mit auf große Abenteuerreisen, ohne Handy-Apps, ohne Satelliten-Navigation, ohne Satelliten-Telefon, völlig offline, nur mit der damals verfügbaren Ausrüstung.
Man nimmt von den vielen Reisen Eigenschaften wie Weltoffenheit, Toleranz, vielleicht auch Anpassungsfähigkeit mit – und eine gewisse Spontaneität. Ich hab' ein großes Vertrauen in die meisten Menschen und auch keine Scheu vor Menschen anderer Kulturen und Religionen. Ich bin da sehr unvoreingenommen.
Ihre Eltern waren Pioniere der deutschen Globetrotter-Szene, gründeten in den 70-er Jahren den ersten Reiseausrüstungsladen Deutschlands und die bis heute aktive Verlagsgruppe "Reise Know-How". Diese Tradition setzt Astrid Därr fort. Über ihre Reisen schreibt sie seit vielen Jahren, hat bereits mehr als zehn Reiseführer herausgebracht und arbeitet darüber hinaus als Reiseleiterin und Bergwanderführerin in der ganzen Welt.
Das sind die aktuellen Reisetrends: Vanlife, Aktivreisen und Nahziele
Aktiv- und Campingreisen werden immer wichtiger, sagt Astrid Därr und hat auch gleich den passenden Tipp: "Ein tolles Ziel dafür ist Marokko", nur eine halbe Stunde Fahrt mit der Fähre vom europäischen Kontinent entfernt.
Zweiter Reisetrend: weniger Flugreisen – wegen des ökologischen Fußabdrucks, sondern eher Nahziele, wie eben Marokko. Wobei sie selbst durchaus immer wieder schmunzeln müsse über das moderne "Vanlife", das Reisen und Leben in aufwändig ausgebauten Reisemobilen mit "Glitzer, Kissen und Lichterketten". Da sei sie selbst immer noch "eher sehr basic" unterwegs.
Reisen als Kind und mit Kind: Abenteuer und Verantwortung
Durch die Erfahrungen, die sie schon als Globetrotter-Kind machen konnte, liegt es auf der Hand, dass auch sie heute ihr Kind mit auf ihre Reisen nimmt. Sie sieht sich deshalb nicht selten auch kritischen Nachfragen ausgesetzt. Abenteuerreisen mit Kind, geht das? Astrid Därr sagt "Ja".
Einiges, was man als Alleinreisende unternehmen könne, gehe natürlich nicht mehr mit einem kleinen Kind, sagt sie. Da müsse man sich auf die Bedürfnisse des Kindes einstellen, je nach Alter mehr oder weniger.
Allein auf Reisen mit einem Kind: Man hat immer die große Verantwortung, dass man für sein Kind das Beste tut und es nicht in Gefahr bringt. [...] Das ist anstrengend, aber auch sehr schön, die Welt mit Kinderaugen zu sehen und sich auch darauf einzulassen, mit Kind unterwegs zu sein.
Naturverbundenheit, Outdoorliebe und Offenheit für andere Kulturen
Astrid Därr genießt die intensive Zeit zusammen auf Reisen, "nur wir zwei, Mama und Sohn". Und stellt den Kritikern die Gegenfrage, ob es besser sei, sein Kind jeden Tag von 9 bis 15 Uhr in die Kita zu geben und das ganze Jahr "fremdbetreuen zu lassen bis auf einen zweiwöchigen Familienurlaub", wo das Kind dann unter Umständen auch noch im Kids-Club abgestellt werde?
Die für Kinder so wichtigen Routinen gingen ihrem Sohn jedenfalls nicht verloren, denn Kindergarten, Freunde und zu Hause-Zeiten habe er ja auch, wenn sie zwischen den Reisen an ihren Büchern und Artikeln schreibe. Dass ihm das Reisen gefalle und auch gut tue, sehe sie immer wieder deutlich.
Er nimmt die Naturverbundenheit mit, die Outdoor- und Bergliebe, wie ich auf der letzten Tour gemerkt habe – die Bergtour hat ihm so Spaß gemacht. Und er hat überhaupt keine Scheu vor Menschen, egal, ob das in Marokko ist, Peru, oder Ecuador. Das ist so wichtig für den Frieden heute.
Die nächste große Reise für Astrid Därr und ihren Sohn, bevor er eingeschult wird: von Ecuador über Kolumbien bis nach Panama und "dann schaffen wir hoffentlich den Sprung nach Mittelamerika".